Vom 24.03.2024 bis zum 30.04.2024 findet bei Oyoun das Projekt „가닥 Gadag” statt. Das koreanische Wort 가닥 [ga-dag] steht für einen längeren Faden, der von einer Garnspule abgewickelt wurde, aber immer noch an dieser hängt.
Dieses Projekt widmet sich den verschiedenen Erinnerungsfäden von Kriegserfahrungen, insbesondere von Frauen, queeren und marginalisierten Körpern, durchkämmt diese und verwebt sie zu einem kollektiven Wandteppich der Erinnerung. Künstler*innen, Praktiker*innen und Kulturschaffende geben den individuellen Überlebensgeschichten in der (post-)kolonialen Geschichte Koreas, Vietnams, Japans und ihrer Diaspora Raum und beleuchten die kolonial-patriarchale Gewalt des Westens.
Im Akt des kollektiven Erinnerns und Entlernens unterdrückender Narrativen soll Kraft gefunden werden, Widerstand zu leisten und von einer grenzübergreifenden Allianz zu träumen. Besuchende begegnen bei Gadag Kindern, Müttern, Verletzten, Geflüchteten, Menschen, die behindert werden, Sexarbeiter*innen, Geistern und Freund*innen, die in Schichten von Gewalt und Unterdrückung verstrickt sind. In einer Vielzahl von Körpern wohnend, erzählen sie uns ihre Geschichten, während wir uns als Zeug*innen an die Vergessenen erinnern und die Erinnerung an sie bewahren.
Das vollständige Programm von Gadag könnt ihr hier einsehen.
Wir als Korea Verband sind Teil des tollen Programms und steuern vom 12.04. bis zum 24.04. einige Programmpunkte im Oyoun (Lucy-Lameck-Staße 32, 12049 Berlin) bei:
Ausstellungseröffnung: 12. April 2024, 14-18 Uhr
Ausstellung:
— 13.-28. April, jeweils mittwochs bis sonntags, 14-20 Uhr
— 29.-30. April, 14-20 Uhr
Workshop: „Share Your Empathy“ Eine Kreativwerkstatt zum Mitmachen und Mitfühlen für Jugendlichen und Erwachsenen
— 17. April, 15:30-18:00 Uhr
— 29. April, 15:30-18:00 Uhr
Filmscreenings im Anschluss an Workshops:
— 17. April, 19:30-21:30 Uhr: „Ich bin 93. Mein Name ist Kim Bok-Dong.“
— 29. April, 19:30-21:30 Uhr: „Okinawa No Harumoni“
Die partizipative Ausstellung “Unsere Körper, unser Kampf, unsere Geschichten” vom Korea Verband und Spicy Ginkgo Collective kann besucht werden vom 13. bis zum 28. April, jeweils mittwochs bis sonntags, von 14 bis 20 Uhr. Am Montag und Dienstag, 29. und 30. April, hat die Ausstellung ebenfalls von 14 bis 20 Uhr geöffnet.
“Unsere Körper, unser Kampf, unsere Geschichten” zeigt die verbindende Kraft der Friedensstatue in Berlin-Moabit, die an die „Trostfrauen” erinnert. „Trostfrauen” wurden im asiatisch-pazifischen Raum während des Zweiten Weltkriegs von der japanischen Kaiserlichen Armee sexuell versklavt und mussten während des Krieges als „Trostfrauen“ dienen und Soldaten „trösten“.
Die Friedensstatue ist somit auch ein Mahnmal gegen sexualisierte Gewalt in Kriegszeiten, das transnationale Bewegungen, marginalisierte Communities und städtische Nachbarschaften zusammenbringt. Generationenübergreifend formt sie durch ihre Präsenz Dialoge über Verstrickungen, die schwer aufzudröseln sind: Kolonialismus und sexualisierte Gewalt, Schweige- und Schamkulturen, antikoloniale Bewegungsgeschichte und feministischer Widerstand.
Verschiedene Arbeiten und Objekte dokumentieren in der Ausstellung wie die Friedensstatue durch ihre nahbare Unmittelbarkeit im Stadtbild Menschen in Bewegung setzt und zum Sprechen bringt:
In Form von Film und Installation werden künstlerische Ergebnisse aus der langjährigen Arbeit des Korea Verbands mit Jugendlichen, die diesen Fragen in der Behandlung der Geschichte der sogenannten „Trostfrauen“ nachgegangen sind. Die Friedensstatue fungiert dabei als pädagogisches Medium, um die Komplexität der Themen Kolonialismus und sexualisierte Gewalt zu vermitteln. Es wird das Schweigen der Betroffenen wegen Scham und Schuldgefühlen sowie das Leugnen des Verbrechens durch die Täter thematisiert. Neben der historischen Aufarbeitung zielt die Arbeit mit Jugendlichen auch darauf ab, das Bewusstsein für sexualisierte Gewalt in vergangenen und aktuellen Kriegssituationen sowie in den eigenen Lebenswelten der Jugendlichen zu schärfen. Durch die Arbeit soll den Jugendlichen der Mut, das Schweigen zu brechen, und die Empathie für Betroffene vermittelt werden.
Im interaktiven Part der Ausstellung präsentiert das Spicy Ginkgo Kollektiv das aktivistische Netzwerk, das sich seit 2020 um die Friedensstatue gesponnen hat: als antikoloniales und feministisches Mahnmal ist sie zentraler Bezugspunkt für verschiedene politische Kämpfe. Soziale Bewegungen und marginalisierte Communities kehren immer wieder zu ihr zurück, um ihre Anliegen in die Öffentlichkeit Berlins – und weit darüber hinaus – zu tragen. Der Friedensstatue und ihnen ist der Kampf gegen die Verdrängung von Gewalterfahrungen aus kollektiven Gedächtnissen sowie die Adressierung gegenwärtiger Unrechtsverhältnisse gemein. In Form von ausgestellten Reden, Video- und Fotomaterial wird Besuchenden Einblick in die solidarischen Beziehungen und Verwandtschaften gegeben. Besuchende sind zudem eingeladen, sich in Form von DIY-Zines kreativ mit der Geschichte der Friedensstatue ins Verhältnis zu setzen und neue Fäden zu spinnen.
Mehr Infos zum Programm und alle weiteren mehr als besuchenswerten Veranstaltungen findet ihr hier.
Wir freuen uns auf euch!