Das neue Korea Forum 27 ist unter dem Titel „Was sagen die Nachbarn?“ erschienen und beschäftigt sich mit internationalen Perspektiven zu Nordkorea.
Es erwartet Sie, neben einem Überblick über den Prozess der innerkoreanischen Annäherung seit 2000 bis 2019, unter anderem ein Gespräch mit Hartmut Koschyk über die Rolle der Nachbarstaaten im innerkoreanischen Annäherungsprozess und einem möglichen Beitrag Europas. Außerdem wird über wissenschaftliche und technologische Entwicklungsprozesse in Nordkorea und deren Befreiung vom japanischen und sowjetischen Einfluss gesprochen.
Das Spezial befasst sich mit Nationalismus in Japan und dessen Folgen. So schreibt zum Beispiel Kido Eiichi über das NS-Syndrom in Japan und die Verwendung von nationalistischer Kampfliteratur im japanischen Unterricht. Oder die in Japan geborene Koreanerin Choi Kangija legt ein Zeugnis ihres Lebens in Japan und den Kampf gegen Hassrede und Diskriminierung ab.
Und wie werden eigentlich koreanische Figuren in deutschen Kinderbüchern dargestellt?
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Das Editorial können Sie bereits hier lesen oder zusammen mit dem Inhaltsverzeichnis herunterladen.
Editorial
Das Jahr 2018 sollte ein Wendepunkt für die innerkoreanischen Beziehungen sein. Angefangen mit der Neujahrsansprache Kim Jong-Uns, der Wiederherstellung der Telefonverbindung zwischen Nord und Süd und der angekündigten Teilnahme Nordkoreas an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang, kam es zu der lang ersehnten Wiederannäherung zwischen beiden Staaten. Diese mündete in die beiden Gipfeltreffen zwischen Moon Jae-In und Kim Jong-Un im April in Panmunjeom und in Pyongyang im September 2018. Unter großer medialer Aufmerksamkeit entstanden unvergessliche Bilder wie Kim und Moon sich in die Arme fallen, Hand in Hand die Demarkationslinie in Panmunjeom überschreiten oder auf dem Vulkan Paektusan, der höchsten Erhebung Koreas, gemeinsam ihre Hände in die Höhe strecken. Begleitet wurde dies vom feierlich inszenierten Gipfeltreffen zwischen Kim Jong-Un und Donald Trump in Singapur, dem allerersten Treffen zwischen dem Präsidenten der USA und dem nordkoreanischen Machthaber.
Wie fragil der innerkoreanische Annäherungsprozess jedoch ist, lässt sich gut an dem Verbindungsbüro in der Stadt Kaesong ablesen. Dessen Errichtung wurde im ersten Gipfeltreffen 2018 beschlossen. Nur zwei Jahre später, im Juni 2020, wurde es von Nordkorea als nutzlos bezeichnet und gesprengt. Das Sprengung steht dabei auch für die Beziehungen zwischen Nordkorea und den USA, die sich seit den gescheiterten Verhandlungen in Hanoi in einer Sackgasse befinden. Die Sanktionen gegen Nordkorea bestehen weiterhin und die Regierung der USA widmet sich vor der Präsidentschaftswahl 2020 lieber anderen Themen, da sie die Verhandlungen mit Nordkorea nicht als Erfolg verbuchen kann. Die Sprengung des Verbindungsbüros war letztlich ein Ausdruck der Unzufriedenheit Nordkoreas mit dieser Situation.
In dieser verfahrenen Situation wollen wir nicht nur auf die USA, Nord- und Südkorea blicken. Denn auch die direkten Nachbarn haben im koreanischen Annäherungsprozess ein Wörtchen mitzureden. Welche Interessen haben China, Russland und Japan in Nordostasien und wie sind sie selbst in die Gemengelage verwickelt? Wie könnte sich ihre Rolle bei einem möglichen Öffnungsprozess darstellen? Schlussendlich müssen Nord- und Südkorea diesen Prozess selbst in die Hand nehmen dürfen. Diese Hoffnung drückt sich in der Karikatur von Lee Ha aus: Auf unserem Cover servieren die beiden Wegbereiter, die früheren Präsidenten Kim Dae-Jung und Roh Moo-Hyun, den beiden Staatsoberhäuptern der jüngsten Treffen Taedonggang Bier aus Nordkorea und Choco Pie aus Südkorea.
Im Spezial wird eine jüngste gesellschaftliche Entwicklung des Nachbarlands Japan näher beleuchtet: Kido Eichii untersucht am Beispiel der Verwendung von »Mein Kampf« in japanischen Schulen wie die Bildungspolitik Japans den Nationalismus im Klassenzimmer fördert. Es wird kaum von der kolonialistischen, militaristischen und imperialistischen Vergangenheit unterrichtet. Dies hat unmittelbar Auswirkungen auf die koreanische Minderheit in Japan, die sich verstärkt Hassrede und Diskriminierung ausgesetzt sieht. Doch die Betroffenen lassen sich das nicht gefallen und wehren sich. Ein besonderes Highlight ist dabei der Rap von MC Funi, der darin seine Erfahrungen als Zainichi-Koreaner der vierten Generation verarbeitet und damit bereits vollbesetzte Kirchensäle der koreanischen Community in Japan zu Tränen rührte.
Nataly Jung-Hwa Han und Yann Werner Prell
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