Die koreanische Community in Deutschland und weltweit ist tief besorgt über die jüngsten Entwicklungen rund um die Friedensstatue in Berlin-Moabit, die als ein Mahnmal gegen sexualisierte Gewalt an Frauen* und als Symbol für Frieden und Gerechtigkeit steht. Die Forderung, dieses bedeutende Denkmal zu schützen und zu bewahren, wird zunehmend lauter, da sich die politische Führung Berlins offenbar dem Einfluss der japanischen Lobby beugt, anstatt die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen und den Schutz von Frauenrechten zu unterstützen.
In diesem Zusammenhang hat Eui-ok Shu, Vorsitzende der Solidarity of Korean People in Europe, am vergangenen Freitag, den 6. Dezember, die Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Mitte, Stefanie Remlinger, persönlich getroffen und diese Stellungnahme übergeben. Mit dieser klaren Botschaft appelliert die koreanische Community an die politischen Entscheidungsträger*innen in Berlin, sich ihrer historischen Verantwortung bewusst zu werden und die Friedensstatue Ari in Moabit zu verteidigen.
Offene Stellungnahme der koreanischen Community: Rettet die Friedensstatue Ari!
Wir, Bürger*innen koreanischer Herkunft in Deutschland, sind seit 50 bis 60 Jahren Teil dieser Gesellschaft. Die ersten von uns wurden als sogenannte “Gastarbeiter*innen” im Bereich der Krankenpflege und des Bergbaus angeworben und haben unser Leben lang in Deutschland Dienst geleistet. Inzwischen besteht die koreanische Community aus etwa 20.000 bis 40.000 Personen aus zweiter und dritter Generation, Studierenden sowie Beschäftigten in verschiedenen Berufszweigen1. Wir sehen uns als integralen Bestandteil Deutschlands und haben großes Vertrauen in die deutsche Gesellschaft gesetzt, die sich durch humane und gerechte Werte auszeichnet.
Zurzeit erleben wir jedoch eine tiefe Enttäuschung im Zusammenhang mit der Friedensstatue in Berlin-Moabit. Dieses Mahnmal steht für Frieden und erinnert uns daran, aus der Geschichte zu lernen und Konflikte durch Dialog zu lösen. Trotzdem soll die Statue nun aufgrund des Drucks der japanischen Regierungslobby entfernt werden. Dies trifft uns zutiefst, denn die Statue ist mehr als nur ein Denkmal – sie ist ein Aufruf zur aktiven Mitarbeit an einer gerechteren und friedlicheren Welt.
Wir appellieren daher an unsere Regierung, eine starke und unabhängige Position einzunehmen und nicht dem Druck der japanischen Regierungslobby nachzugeben. In diesem Zusammenhang geben wir folgende Erklärung ab:
Die Friedensstatue Ari, für deren Errichtung 2020 in Berlin-Mitte sich der Korea-Verband e.V. einsetzte, soll bis zum 28. September 2024 entfernt werden. Mit Ari, dem Namen dieses Mahnmals, wollten wir uns an die sexualisierte Gewalt gegen koreanische und weitere asiatische Frauen durch Verschleppung und Zwangsprostitution für die japanische Armee während des Zweiten Weltkriegs erinnern. In diesem Sinne werden diese Statuen immer mehr in weiteren Ländern der Welt, z.B. in den USA, Kanada, Australien, China, und Italien errichtet.
Am 19. Juli trafen sich Frau Stefanie Remlinger, die Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Mitte, mit dem Korea-Verband und teilte mit, dass sie den Korea-Verband so lange mit Bußgeldern belegen würde, wenn der Verband die Statue bis zum 28. September nicht entfernt hätte.
Dies war eine befürchtete Maßnahme des Bezirksamtes nach dem Japan-Besuch des Berliner Bürgermeisters Kai Wegner anlässlich der 30 Jahre Städtepartnerschaft Berlin-Tokio im Mai 2024. Er traf sich u.a. mit der japanischen Außenministerin Kamikawa, und die Senatskanzlei veröffentlichte am 16. Mai 2024 eine Pressemitteilung:
„[D]er Regierende Bürgermeister [stellte] eine Lösung für das umstrittene Denkmal der Trostfrauen in Berlin in Aussicht. Er sei mit allen Beteiligten im Austausch, auch mit dem Bezirk und der Bundesregierung. ‚Es ist wichtig, dass wir zu Veränderungen kommen’, so Wegner. Er setze sich dafür ein, dass es ein Denkmal gegen Gewalt an Frauen gebe, aber eine einseitige Darstellung dürfe nicht mehr stattfinden. In die Gespräche werde er auch den japanischen Botschafter einbinden, kündigte der Regierende Bürgermeister an.“
Die Friedensstatue bringt die Perspektive der Frauen* als Opfer der Gewaltverbrechen der kolonialen Herrschaft zum Ausdruck. Ist es angemessen, in diesem Kontext von Einseitigkeit zu sprechen? Würde man auch an einem Holocaust-Mahnmal kritisieren, dass es einseitig sei?
Der Korea-Verband wurde nie in das Gespräch mit dem Land Berlin einbezogen, das Land Berlin beugt sich einseitig dem Druck durch die japanische Regierung. Es ist nicht unbekannt, dass die japanische Regierung weltweit versucht, gegen die Friedensstatue vorzugehen, da sie die Diskussion über die Frage der japanischen Kriegsschuld als anti-japanisch begreift. Die konservativen japanischen Regierungen haben, bis auf wenige Ausnahmen unter den Politiker*innen, sich bis heute konsequent geweigert, die Vergangenheit der kolonialen Herrschaft und die Verantwortung des Krieges aufzuarbeiten. Die Friedensstatue problematisiert diese Leugnung der vergangenen Schuldfrage und fordert zum Nachdenken auf, damit sich eine solche Vergangenheit nicht wiederholt. In diesem Sinne ist die Existenz dieser Statue sehr wichtig.
Ist es wahr, dass sich die Friedensstatue gegen Japan richtet? Trägt die Anregung und Einladung zum Nachdenken über die schuldhafte Vergangenheit von Japan nicht dazu bei, die konfliktreiche Geschichte aufzuarbeiten und mit ihren ehemaligen Opfern zu versöhnen? Sowie eine friedliche und gerechte Welt zu schaffen, in der auch Japan als gutes Nachbarland integriert wäre? Ist dies etwas gegen Japan?
Die Entfernung der Friedensstatue würde bedeuten, einen bedeutungsvollen Ort für viele Menschen in Berlin und darüber hinaus auszulöschen. Die Friedensstatue soll als ein Ort der Erinnerung, des Protests und des zukünftigen Friedens bleiben.
Darüber hinaus leistete die Friedensstatue bisher bei dem vom Korea-Verband durchgeführten Bildungsprojekt „Setz dich neben mich“ wichtige Aufklärungsarbeit. Ziel des Projekts sei es, laut Korea-Verband, „ausgehend von der Geschichte der sogenannten ‚Trostfrauen‘ über sexualisierte Gewalt in Kriegen und im Alltag zu informieren und diese Thematik künstlerisch aufzuarbeiten“. Berichten von rbb2, taz3 und nd4 zufolge soll dieses Projekt auf Druck von Kai Wegner und der japanischen Botschaft nicht weiter gefördert werden.
Mit dem Korea-Verband stellen wir die folgenden Forderungen:
- Wir fordern die japanische Regierung auf, endlich aufzuhören, mittels politischen Drucks gegen die Friedensstatue vorzugehen und staatlich geförderte Bildungsprojekte zu verhindern! Statt sich in die Angelegenheiten von Drittstaaten einzumischen, sollte sie die eigene Vergangenheit gründlich aufarbeiten und Verantwortung für geschehenes Unrecht übernehmen.
- Wir fordern Kai Wegner erneut auf, sich an den Bedürfnissen der eigenen Bürger*innen zu orientieren und seinen politischen Einfluss nicht für die revisionistische japanische Regierung zu nutzen! Tausende Bürger*innen haben in zwei Petitionen und einem offenen Brief ihren Wunsch geäußert, die Statue dauerhaft zu erhalten.
- Wir fordern die Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger auf, sich gegen den Druck Kai Wegners und der japanischen Regierung zu stellen und die Entfernung der Friedensstatue zu verhindern!
- Wir fordern vom Berliner Senat eine gründliche Aufklärung des Falles und eine Weiterförderung unseres Projektes „Setz dich neben mich!“ gemäß der Jury-Entscheidung.
- Wir verlangen Opferschutz statt Täterschutz! Damit geht auch eine verstärkte Förderung von Bildungs- und Aufklärungsarbeit für Jugendliche einher.
ERSTUNTERZEICHNER*INNEN (17)
Koreanischer Evangelischer Gemeindekonvents in Deutschland / Dokdo-Jikimi in Deutschland / Me Too Asians / Korean Council for Reconciliation and Cooperation Berlin / Koreanische Arbeitsgruppe in Berlin / Koreanischer Krankenschwestern und -pfleger sowie -pflegehelferinnen und -helfer e.V. / Won-Buddhistischer Tempel Berlin e.V. / Korean Women’s International Network in Germany / Schutz der Friedensfigur Olympia GriechenlandKoreanische Arbeitsgruppe in Berlin / Koreans in Europe for Peace / Netzwerk der Koreaner in Deutschland / Jai Dok Hanin Berlin Glückauf Hoi / Koreanische Friedensgruppe in Deutschland / Koreanische Frauengruppe in Deutschland / Korea Verband e.V. / Solidarity of Korean People in Europe / Global Candle Light Action – Hamburg
UNTERSTÜTZER (366)
강수민 / 권유리 / 권태순 / 김경희 / 김금선 / 김나경 / 김나오미 (Naomi Kurz) / 김대래 / 김도희 / 김명수 / 김미나오 (Mi Náo Kim) / 김민선 / 김수연 / 김숙현 / 김순선 / 김순실 / 김시연 / 김영순 / 김오안 (Kim O-An) / 김올가 (Kim Olga) / 김윤서 / 김점란 / 김준숙 / 김태은 / 김하나 / 김한길 / 김현지 / 김혜숙 / 나복찬 / 노영국 / 노영민 / 민춘숙 / 박민정 / 박성자 / 박성훈 (Seonghun Park) / 박진희 / 박찬욱 / 박해조 / 박혜연 / 박화자 / 박희옥 / 배지영 / 배진훈 (JINHOON BAE) / 사단법인민중문화모임 / 선애진 / 손유현 / 송경자 / 신윤영 / 신혜림 / 신흥열 / 안연선 / 양부덕 / 양옥희 / 양인동 / 오조희 (Johee Oh) / 유혜원 (Hye Won Yoo) / 윤영탁 / 윤운섭 / 이경각 / 이구경숙 / 이기흥 / 이민자 (Minja Glaesser) / 이보영 (Bo Young Lee) / 이보희 / 이복순 / 이봉숙 / 이상덕 / 이상숙 (Lee-Schuster Sang-Suk) / 이선희 / 이영민 / 이영우 / 이영희 (Younghee Lee) / 이우빈 / 이은서 / 이은정 / 이은지 / 이현정 / 이현정 / 이혜숙(Hye-Sook Lee) / 이화림 (Hwarim Linnhoff-Lee) / 임정희 / 장선화 / 장옥라 / 장희경 / 전은영 / 정수진 / 정영금 / 정영숙 / 정천식 / 정현옥 / 정현정 / 조기종 / 조성호 (Sungho Cho) / 조수경 / 조윤선 / 좌경애 / 주주미 / 차성환 / 채명수 / 천효빈 / 최미정 / 최연자 / 최영숙 (YoungSook Rippel-Choi) / 최외순 / 프랑크푸르트 촛불행동 모임 / 한은경 / 한정로 (Chung Noh Gross) / 황선경 / 황지영 / Ah-Hyun Angela Lee / Ah-il Kim / Ah-Young Suh / Ahn Soon Rha / Alexandra Paulus / Anna / Anna So-Shim Schumacher / Aro Han / Bae Jongtae / Baegeun Choi / Bo-Sung Kim / Bongjun Chin / boyong Kim / Chang Wan Yoo / Changeol Lee / Chiho Yoon / Christine Städter / chung ho seok / Chung-Shin Kim / Daana Mohamed / Dahyun Park / Deok-Lea An / Dieu Hao Do / Dong Hyuk Kim / Dong-Ha Choe / Dongjoo Han / DONGJU NA / Dr. Sabine Hannesen / Dr. So Young Ryou / Dr.Mathias Glaesser / Duc-Thi Bui / Duck-Hie Bittner / Dung Ngoc Pham / Eun Joo Ryoo / Eun Joo Shim / Eun-Joo Preuss / Eun-Sil Pohlabel / Eunbyul Kim / Eunhee Han / Eunkyung Lee / Eunman Kim / Euno Kim / Eunseon Mun / Eunseong Park / Eunyoung Hurh / Franz Schlenke / Gabriela Mosler / Gulbahar yorulmaz / Hae Ok Kang / Haeoreum Lee / Haeun Baek / Hakyung Kang / Hanna Lie / Hannah / Hans Schlosser / Harriet Vu / Hayoung Lim / Heodakyung / Hi-Kil Lim / Hi-Sun Bae / Hye-Kyong Jeong / Hyemin Namgung / Hyeokjin Kwon / Hyeseung Suh / Hyo Gyeong Cho / Hyojun Nam / Hyondok Choe / Hyontsin Lee / Hyun Ung Park / HYUNA NA / Hyung-Guhn Yi / HyungJu Kwak / Hyungrok Bang / HyunHwa Chae / Hyunsuk Lee / In-Kyoung Han / Isabel Kim / Jae Eun Lee / Jae-Hyun YOO / Jae-Moon Kim / JAE-OK KWON / Jai Seung Kim / jasmin l. / Jeong Sook Woo / Jeongyeon Kim / Ji Sun Lee / Ji Young Kang / Jicheol Park / Jieun Bong / Jieun Park / Jihye Choi / Jihye lee / Jihyun / Jin Bae / Jin Hak Mok / Jin Schulz-Kim / Jinhong Lee / Jinhyang Moeck / Jinwook Yun / Jisoo lee / Jiwon Han / Jiwoo Choi / Jiyeon Kim / Jiyoung Park / Joan Lee / Joana / Joanna K Back / Jong-Hyoun Rhee / Jonghee Choi / Jonghyun Lee / Jongran Han / Jongsoo Ko / Jooan choi / Joung-Woon Lee / Jueun Kang / Juhee Han / Jun-Ho Kim / Jung-Chul Hwang / Jung-Hwa Han / Jung-Jae Kim / Jung-Sil Walther-Kang / Jungwan Lee / Jungyoun Cho / Junmo Yang / Junseok Won / Kaya Ensemble, koreanische TraditionaleTanzgruppe / Keum Sun Chong / kiduk Moon / Klaus Stork / Koreanische Friedensgruppe in Frankfurt / Kwan Ja Kwon / Kwang-Jin Hong / Kwonsoo Jeon / Kyu Hyun Park / Kyun Sup Lee / Kyung Sun Ryu / Kyung-Sook Halama / Kyung-Soon Vongries / Kyungah Roh / Lakshmi Tuting / Lalitha Tuting / Lara Thea Spanagel / Laura Artemis Chodzinski / Li Jung Kwon / Liane Clevert / Malika Schuh / Manfred Zellner / Marvin Kim / Mi Ae Kim / Mi Náo Kim / Mi Young Song / Mi-Oh Lange / Mia Teufel / mihye Cho / Mihyun Seo / Mikyeong Lee / Min C. Wi / Min Kyung Kim / Mina Bai / MinJi Kim / Minjin Chae / Minjung Chae / Mirae kh Rhee / Misook Chung / Miye Hong / Miyeon Choi / Miyoung Kwun / moojin Kim / MOONHEE KIM / Mu-Hyun Baek / Myungim Suh / Myungim Suh / Na-Rhee Scherfling / Nam-Uk Baik / Nayoung Kim / Nayoung Kim / Ok-Hee Kim / Onur Ilter / Park Hyung Suh / Park Sol / Park, I. / Philipp Glãsser / Piet Kortenjan / Rebecca Sumy ROTH / Rita Zobel / Roxanne Tuting / Saemi Han / Sang Hyeon Lee / Sang Seon Lee / Sang-heui Jeon / Sangjoon Woo / Sarang Jung / Schuster Frank / Seohee Jang / Seon-Yu, Park / Seong-Hi Bai / SeongHoon Hwang / Seonju Kim / Seung Hee Shin / Seung-yeon Han / Seunghoon Kim / Seungjin Bae / Seungwoo Han / Sina Schindler / Sinn Kim / So-Young Kim / Sojeong Kim / Solveig Faust / Songhak Song / Soon Im Kim-Morris / Soonyoung chung / Soyoung Han / Stephanie Park / Subin Nam / Sue Kokusho / SUE-GAB EOH / Suha Ko / Suk Kang / Sumi Park / Suna Kang / Sung Ja Stein / Sung-Yon Lee / Sungchan Bae / Sunghee Choi / Sunhee You / Suyeon Kim / Sven Fritsche / Tae-Yun Bittrich-Yu / Taejong Kim / Tung Le / Victor Fischer / Wanjin Park / Woo Ram Lim / YAJIMA TSUKASA / Yang-Soon Park-Rügler / Yanghee Kim / Yein Kwon / Yejin Hwang / Yeonmi LEE / Yerin Kim / Yonghyuk Lee / Yongwoo Kwon / Yoojin Chang / YOU CHUL KIM / Youjung Choi / Young sook Lee-Wallersheim / Younga schaub / Youngmi Yoo / YoungSook Rippel / Yujin Jung / Yumi Ko / Yumiko Ishiyama / Yun Huang / Yuna Esser / Yunseon Jeong / Yurim Sung / Zisun Hong
3 https://taz.de/Trostfrauen-Mahnmal-in-Berlin/!6025173/
4 https://www.nd-aktuell.de/artikel/1184277.kolonialismus-friedensstatue-arbeit-mit-ari-gecancelt.html
Foto von Miyeon Choi, aufgenommen am 19. June 2024 an der Friedensstatue
사진 제공: 최미연, 2024년 6월 19일, 베를린 평화의소녀상 앞