Allgemein, Kommentar

Radioaktive Verseuchung der Meere bei Fukushima steht kurz bevor!

Die Entsorgung radioaktiv verseuchten Kühlwassers aus dem japanischen Fukushima-Kraftwerk steht unmittelbar bevor. Alle Anlagen zur Freisetzung und ein 1km langer Abflusstunnel sind bereits fertiggestellt. Bereits am 12. Juni wurde der zweiwöchige Probebetrieb der Kühlwasserentsorgungsanlagen in Gang gesetzt. Die internationale Atomenergieorganisation (IAEO/IAEA) hat am 05.07.2023 grünes Licht für das Vorhaben der japanischen TEPCO gegeben. Anfang August 2023 wird es so weit sein, dass ca. 1,3 Millionen Tonnen kontaminiertes Wasser 30 Jahre lang ins Meer eingeleitet wird.

Die Auswirkungen der radioaktiven Meeresverschmutzung werden nicht sofort sichtbar sein. Zum Beispiel dauerte es viele Jahre, bis die radioaktiven Schäden am Bikini-Atoll, welches ein Testgelände für US-Atomwaffen war, bestätigt wurden. Es kann also sein, dass es in den nächsten 1-2 Jahren nur schwer messbare Veränderungen gibt, wenn die Entsorgung des radioaktiven Kühlwassers aus Fukushima beginnt. Diese Freisetzung wird jedoch über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren erfolgen.

Noch beängstigender ist der Ausblick, dass wenn die Entsorgung von kontaminiertem Wasser durch TEPCO und  Japan international akzeptiert wird, die Entsorgung radioaktiven Abwassers ins Meer bei einem weiteren Atomunfall, der nicht wieder passieren darf, als kostengünstige und selbstverständliche Methode etabliert wird.

Während des Korea-Pacific Islands Summit 2023 am 27. Mai in Seoul, Südkorea, teilte Henry Puna, Generalsekretär des Pazifischen Inselforums (PIF), seine Sorge darüber, dass “ eine potenzielle Bedrohung radioaktiver Verschmutzung besteht“. Auf der 20. Asia Security Conference am 3. Juni stellte der Innenminister der südpazifischen Republik Fidschi, dem Verteidigungsminister Japans die Frage: „Wenn das kontaminierte Wasser in Japan sicher ist, warum nutzt Japan es nicht selbst? Wir sind sehr besorgt.“ China forderte zuvor: „Wenn es sicher ist, sollte Japan das Wasser für Trinkwasser, Landwirtschaft und industrielle Zwecke verwenden.“ Am 9. Juni erklärte der Umweltminister von Hongkong, dass er die Einfuhr von Meeresprodukten aus Japan vollständig einstellen wird, wenn Japan kontaminiertes Wasser freisetzt, und fragte: „Wie kann Japan garantieren, dass die Freisetzung über 30 Jahre hinweg keine Gefahr für die Lebensmittelsicherheit und das marine Ökosystem darstellt?“

Bei Felsenfischen, die nahe des Fukushima-AKWs gefangen wurden, wurden 18.000Bq Cäsium (180-mal höher als der japanische Grenzwert, der nach dem Unfall nach oben korrigiert wurde) gemessen. Wissenschaftler*innen sagen, dass es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der radioaktiven Meeresverschmutzung auf die Gesundheit der Menschen und Umwelt gibt.

Die japanische Opposition und internationale Wissenschaftler*innen werfen TEPCO vor, dass die Entnahme von Proben nur aus dem oberen Teil der Tanks erfolgte, ohne zuvor für eine Durchmischung zu sorgen. Hochgefährliche Substanzen wie Cäsium und Plutonium setzen sich aber im unteren Teil des Tanks ab. Die IAEO jedoch erklärte ende Mai, dass Japans Vorhaben angemessen sei. Alternativen, wie das verseuchte Kühlwasser für eine nachhaltigere und ökologischere Lösung unter Aufsicht und Erforschung internationaler Organisationen an Land gelagert werden könnte, werden von TEPCO und der japanischen Regierung ignoriert.

Links mit weiteren Informationen:
Entsorgung von Fukushima-Kühlwasser weiter umstritten (Merkur, 05.07.2023)

The U.N.’s nuclear watchdog says Japan can release nuclear waste water into the ocean (npr, 04.07.2023)

Zwölf Jahre nach Super-GAU: IAEA hält Japans Pläne zur Kühlwasser-Verklappung in Fukushima für sicher (Spiegel, 04.07.2023)

IAEA hält Kühlwasser-Entsorgung für unbedenklich (tagesschau.de, 04.07.2023)

Wir sind besorgt, dass sich die Methode der Verklappung radioaktiv verseuchten Abwassers ins Meer etabliert und als bequemste Reaktion auf zukünftige Atomunfälle, oder sogar zur regulären Entsorgung, anerkannt wird. Die radioaktive Verseuchung der Meere ist ein Problem, welche das gesamte Ökosystem und Menschheit betrifft.

Wir müssen jetzt handeln, damit sich künftige Generationen in 30 Jahren nicht für unsere Untätigkeit schämen und leiden müssen!

Wir bitten um eure Unterstützung und Solidarität. Lasst uns gemeinsam aktiv werden und zur Mahnwache am Brandenburger Tor zusammenkommen.