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Verlängerung des Call for Papers: „Geteilte Werte im Wandel – Schulische Wertebildung in Deutschland und Korea“ zum 22. Mai 2023

Call for Papers | Deadline: 22. Mai 2023 | Abstract (300 W.) und CV an: gabriel.lux[at]koreaverband.de

Der Korea Verband lädt Wissenschaftler*innen und Lehrkräfte ein Beitragsvorschläge für einen geplanten Sammelband zum Thema „Geteilte Werte im Wandel: Schulische Wertebildung in Deutschland und Korea“ einzureichen. Darüber hinaus sollen von den angenommen Beiträgen vier Verfasser*innen die Möglichkeit erhalten, ihre Beiträge bei einer Online-Konferenz zum gleichnamigen Thema am 14.-15. Oktober 2023 vorzustellen.


Welche Rolle spielen gemeinsame Werte beim Vereinigungsprozess? Nach fast einem halben Jahrhundert der Teilung fiel in Deutschland vor 33 Jahren die Mauer. Während in der vereinten Bundesrepublik trotz neuer Herausforderungen die Bevölkerung neue Freiheiten aber auch Verantwortungen hinzugewannen, ist auf der koreanischen Halbinsel nach nun 77 Jahren keine Wiedervereinigung – geschweige denn friedliche Koexistenz und Normalität des gegenseitigen Austauschs – in Sicht. Trotz Jahrzehnte der räumlichen und ideologischen Spaltung berichten Menschen, die sich in Nordkorea aufhielten, von erstaunlichen Gemeinsamkeiten in den sozialen Verhaltensnormen, Traditionen und emotionalen Ausdrucksweisen mit der südkoreanischen Seite. Traditionelle Feste wie Seollal (Neujahrsfest) und Chuseok (Erntedankfest) werden sowohl im Norden als auch im Süden als gesetzliche Feiertage zelebriert und stellen konkretisierte Formen der gemeinsamen (konfuzianisch geprägten) Werte dar.  Wie auch Ostern und Weihnachten in der DDR stellen sie innerhalb der Bevölkerung kontinuierlich einen Anlass für private Familienzusammenkünfte dar. Zur Werteerziehung hat das Schulfach „Tugend“ (todôk) eine bedeutsame Aufgabe im Curriculum beider koreanischer Länder.

Trotz der erfolgreich vollzogenen Vereinigung stehen in Deutschland die wirtschaftlichen und soziopolitischen Folgen der Vereinigung und der Diskurs über die „innere Einigung“ im Blickpunkt politischen und wissenschaftlichen Interesses. In der BRD fand während der Zeit der Teilung ein beschleunigter Wandel von Pflicht- und Akzeptanzwerten zu Selbstentfaltungswerten statt. Dieser Wandel konnte in begrenztem Maß und kurz vor dem Fall der Mauer auch unter den Jugendlichen der DDR festgestellt werden. Hieraus ergibt sich die Frage, inwiefern gemeinsame Werte eine positive Kraft für die Vereinigung und innere Einigung sein können und welche Rolle die Kontinuität bzw. der Wandel in der Bildung gemeinsamer Werte wie Demokratie, Gleichheit, Akzeptanz, Mitbestimmung, Leistung, Familie, Liebe, Individualität, Kollektivität usw. und Traditionen wie Ostern, Weihnachten, Chuseok und Seollal bei der Vereinigung gespielt haben bzw. spielen können. Aus dem Wissensstand zur Wechselbeziehung von Werten und innerer Einigung in Deutschland können wichtige Erkenntnisse für den Annäherungs- und Wiedervereinigungsprozess der beiden Koreas gewonnen werden. Andersrum erlaubt der vergleichende Blick auf Korea neue Perspektiven auf die deutsche Teilung und somit neue Ansätze für die innere Einigung der deutschen Bevölkerung.


Wir freuen uns über die Einreichung von Beitragsvorschlägen u.a. zu den folgenden Fragen:

A) Kontinuität und Wandel der Wertebildung im geteilten Deutschland und Korea

  • Welchen Einfluss hatten die Erfahrungen aus der Zeit vor und während des Nationalsozialismus auf die Entwicklung wertebildender Maßnahmen im geteilten Deutschland?
  • Welche gemeinsamen Werte waren beim deutschen Vereinigungsprozess förderlich und welche unterschiedlichen Werteorientierungen stellen nach wie vor ein Hindernis für die innere Einheit dar?
  • Welchen Einfluss hatten die Erfahrungen aus der Zeit vor und während des Kolonialismus auf die Entwicklung wertebildender Maßnahmen im geteilten Korea?
  • Welche Werte wurden auf welche Art und Weise für Verhaltensrichtlinien, staatliche Feiertage usw. in der schulischen Wertebildung abgeleitet und wie wurde hierbei zwischen den gewünschten Zielzuständen der nationalen Einheit und Blockintegration manövriert?
  • Welche gemeinsamen und unterschiedlichen Wechselwirkungen lassen sich zwischen den politischen Ideologien Juche und Yushin und der Wertebildung in Nord- und Südkorea im Hinblick auf Tradition, Konformität und Macht beobachten?

B) Potentiale und Grenzen bei der Wertebildung für die Wiedervereinigung Koreas und die innere Einigung in Deutschland und Korea

  • Welche Bedeutung, Potentiale und Grenzen hat Wertebildung für die Wiedervereinigung Koreas und das harmonische Zusammenleben?
  • Welche gemeinsamen und unterschiedlichen Wertorientierungen bestehen zwischen der südkoreanischen Bevölkerung und den nordkoreanischen Geflüchteten und wie können diese überwunden werden?
  • Was kann Korea vom inneren Einigungsprozess in Deutschland (nicht) lernen?
  • Mit welchen Herausforderungen sieht sich die deutsche Gesellschaft heute bei der inneren Einigung konfrontiert?
  • Ist die aktuelle politische Polarisierung der südkoreanischen und deutschen Gesellschaft ein Spiegelbild eines Wertekonflikts?
  • Welche Bedeutung haben gemeinsame Traditionen und Vorbilder?
  • Welche Rolle spielt die schulische Wertebildung über die nationale Einigung hinaus für das soziale Miteinander in einer postmigrantischen Gesellschaft?

C) Schulische Wertebildung in der Praxis

  • Wie sollen Werte an den Schulen gelehrt werden?
  • Welche Rolle spielen Schulen und Lehrkräfte bei der Wertebildung für die innere Einheit?
  • Auf welchen anderen Bildungsplattformen kann die Wertebildung außerhalb der Schule gefördert werden?
  • Welche Rolle kann in einer globalisierten und multikulturellen Gesellschaft, in der die jüngeren Menschen keine Teilungserfahrung besitzen bzw. ein abnehmendes Interesse für Wiedervereinigung vorweisen, die Wertebildung im Curriculum annehmen? Und wie können Schüler*innen und Lehrkräfte von ihrer Wichtigkeit überzeugt werden?

Bitte senden Sie uns bis zum 22.05.2023 eine Zusammenfassung (ca. 300 Wörter) und einen kurzen CV an: gabriel.lux[at]koreaverband.de

Nach einem internen Auswahlverfahren werden wir Sie über die (Nicht-)Annahme Ihres Beitrags informieren. Eine Einladung für die Online Konferenz geht zeitnah gesondert raus.

Bei Rückfragen kontaktieren Sie gerne Gabriel Dae-In Lux (gabriel.lux[at]koreaverband.de).

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