Bericht, Presse

Antiasiatischer Rassismus in der Corona-Krise

Der Korea Verband verurteilt den verstärkten Rassismus und Diskriminierung gegen Asiat*innen, asiatisch diasporische und asiatisch gelesene Menschen in der Corona-Krise. Wir sind tief betroffen von den Anfeindungen, Übergriffen, Körperverletzungen und auch dem offenen Alltagsrassismus in Deutschland, wie sie auch das südkoreanische Ehepaars Kim Hyuneum und Lee Sejin widerfuhr. Das Paar wurde im April 2020 in der U7 in Berlin-Wilmersdorf von einer fünfköpfigen Gruppe rassistisch angegriffen und verletzt (Polizeimeldung). Die Polizei prüfte den Fall jedoch erst, nachdem die konsularische Abteilung der Botschaft der Republik Korea einbezogen wurde. Die Mitarbeitenden der Polizei wollten in den Beleidigungen zunächst keinen Rassismus erkennen. Die Handyaufnahmen des Paars wurden in sozialen Netzwerken und südkoreanischen Medien verbreitet, wie im unten eingebetteten Beitrag von SBS News.

„Dass in einem Land wie Deutschland, in dem die Menschenrechte so gepriesen werden, bei solch einer Attacke niemand hilft, das hat mich schockiert“, sagte der Botschafter der Republik Korea, Dr. Jong Bum-Goo, in einem Interview der mit der Süddeutschen Zeitung zu dem Übergriff auf das koreanischen Paars. 

Unsere Forderungen

Wir wollen, dass sich Asiat*innen, asiatisch diasporische und asiatisch gelesene Menschen in Deutschland sicher fühlen können und die notwendige Unterstützung von Polizei, Justiz, Beratungsstellen und auch aus der Politik und Zivilgesellschaft erfahren. Wir setzen uns für eine vielfältige Gesellschaft ein, in der Diskriminierung sowie verbale und rassistische Gewalt keinen Platz haben.

Der Korea Verband schließt sich den Forderungen der Betroffenen und vieler zivilgesellschaftlicher Akteure an, die sich in einer Vielzahl von Posts und Beiträgen (siehe unten) zu den Vorfällen geäußert haben und selbst aktiv Rassismus und Diskriminierung entgegentreten. 

Wir fordern:

  • Sensibilisierungstrainings, Fort- und Weiterbildungen für Polizei, Justiz und pädagogische Fachkräfte zur Schärfung des Bewusstseins für Diskriminierungsmechanismen und Rassismus. Die Anzeigen und Hilfegesuche von Betroffenen müssen von Polizei und Justiz endlich ernstgenommen werden! 
  • Den Auf- bzw. Ausbau von Melde- und Beratungsstrukturen wie die Einrichtung einer Hotline und die Stärkung von Opferberatungsstellen. Betroffenen muss schnellstmöglich geholfen und eine umfassende Beratung angeboten werden – auch für Personen mit wenigen Deutschkenntnissen. Rassistische und diskriminierende Übergriffe, Vorfälle und Straftaten müssen umfangreich von Sammelstellen erfasst und dokumentiert werden.
  • Eine klare Positionierung der Regierung und aller Parteien gegen antiasiatischen Rassismus. Der neue gegründete Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus unter der Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel muss das Thema adressieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen!
  • Die Einbindung und Beteiligung von Betroffenen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen. Es muss sichergestellt werden, dass die Interessen derer, die tagtäglich durch Rassismus benachteiligt und bedroht werden sowie Gewalt erfahren, tatsächlich vertreten werden.
  • Eine aktive Zivilgesellschaft, die den Opfern rassistischer Gewalt Hilfe anbietet und sich mit ihnen solidarisiert. Schweigen Sie nicht, melden Sie Vorfälle und wehren Sie sich gegen die Übergriffe!
  • Die Förderung von einem aktiven Austausch zwischen Bürger*innen verschiedener Ethnien zur Überwindung von Pauschalisierungen, des Othering (Konstruktion von Nichtzugehörigkeit) und der Polarisierung der Gesellschaft

Hilfe für Betroffene

Es gibt mehrere Anlaufstellen für Betroffene. Der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V. bietet erste Hilfe für Betroffene und informiert auf seiner Website über Erstberatungsstellen in allen Bundesländern und deren veränderte Erreichbarkeit unter COVID-19. Der Verband zählte über 100 Vorfälle von Corona-Rassismus gegen asiatisch gelesene Menschen aller Altersgruppen innerhalb von 80 Tagen.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung unterstützt mit dem Opferfonds CURA Betroffene rechter und rassistischer Gewalt und nennt darüber hinaus in einer Übersicht weitere Anlaufstellen und spezialisierte Opferberatungsstellen. Rassistische Vorfälle können in Berlin auch an das Berliner Register gemeldet werden, das auch bereits mehrere Fälle von Rassismus und Diskriminierung in Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie feststellen konnte. Weitere Unterstützung finden Betroffene beim Bund für Anti-Diskriminierungs- und Bildungsarbeit und der Gesellschaft für psychosoziale Gesundheitsförderung bei Migrant/-innen in Berlin (GePGeMi).

Die südkoreanische Botschaft warnte Ende April koreanische Bürger*innen in Deutschland vor Rassismus und Diskriminierung und sammelt nun selbst entsprechende Vorfälle. Betroffene können sich rund um die Uhr per Telefon oder E-Mail an die Botschaft wenden. Die Kontaktmöglichkeiten können der Website der Botschaft und dem untenstehenden Facebook-Post entnommen werden. Innerhalb von zehn Tagen sind bereits 14 Fälle gemeldet worden.

Aktiv gegen Corona-Rassismus

Verschiedene zivilgesellschaftliche Initiativen sind aktiv gegen den Corona-Rassismus. Wir unterstützen ihre Vorhaben und haben einige von ihrer hier zusammengetragen und verlinkt. Wir werden weitere Angebote, Projekte und Aktionen ergänzen. Über unser Kontaktformular könnt ihr uns auch auf weitere Initiativen hinweisen, die wir verlinken sollten.

  • Das Netzwerk #ichbinkeinvirus sammelt Erfahrungsberichte von Betroffenen und auch Vorschläge fürempowernde Akteur*innen sowie Hilfsangebote.
  • Korientation hat eine Sammlung von diskriminierenden und rassistischen Medienberichten gestartet. Entsprechende Berichterstattungen können per Mail gemeldet werden.
  • Belltower.News macht den Coronavirus-Rassismus sichtbar und dokumentiert bekannte Vorfälle seit Februar 2020.
  • Die Gruppe #MeToo Asians hat unter dem Hashtag #Corona_kennt_keine_Nationalität eine Bewegung gegen den Rassismus in Folge der COVID-19 Pandemie in Deutschland gestartet.
  • Die neu gegründete NGO Asian Voices Europe fordert von der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz und der Antidiskriminierungsstelle des Bundes die Einrichtung einer Hotline, die bei Hassverbrechen gegen asiatische Menschen in Europa kontaktiert werden kann. Die Petition kann hier unterschrieben werden.
  • Amnesty International Deutschland stellt auf seiner Website Plakate zum Ausdrucken und für Social Media zur Verfügung. Außerdem bietet Amnesty Hintergrundinformationen und auch Handlungsempfehlungen, um rassistischen Beschimpfungen aktiv entgegenzutreten.

Berichterstattung zu Rassismus in der Corona-Krise

Über den allgegenwärtigen Rassismus gegen asiatisch gelesene Personen wurde bereits in vielen Medien berichtet. Wir haben hier eine Auswahl an kritischen Artikeln, Beiträgen und Videos hierzu zusammengetragen, die wir empfehlen: