Anlässlich 30 Jahren Mauerfall erinnert der Korea Verband mit einer Veranstaltungsreihe „Berlin – Fenster zu Nordkorea“ an die historisch besondere Verbindung von Ostberlin und der DDR mit Nordkorea. Ostberlins besondere Rolle durch die Transitmöglichkeit in den Westen, die Existenz der nordkoreanischen Botschaft, und die Koreanistik an der Humboldt-Universität wurde bisher wenig erforscht. Die DDR existiert zwar nicht mehr, aber die zum Teil noch bestehenden Verbindungen nach Nordkorea sind auch für die gegenwärtigen politischen Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel und das diplomatische Selbstverständnis der Bundesrepublik in Ostasien sehr wichtig.
Insgesamt sind im Oktober und November 2019 drei Veranstaltungen geplant, mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten:
Nordkorea und die Koreanistik der Humboldt Universität
Podiumsdiskussion am 19. Oktober 2019 im Korea Verband
Die Geschichte der DDR ist zwar zu Ende, ihre enge Verbindung zum Bruderstaat Nordkorea spielt jedoch heute noch eine wichtige Rolle. Sie stellt die letzte Brücke zu dem immer noch isoliertesten Land der Welt und seiner Bevölkerung dar. Insbesondere konnten die Koreanistinnen und Koreanisten der Humboldt-Universität während und nach ihrem Studium für längere Zeit in Nordkorea leben und forschen, so dass sie einen unvergleichlich tiefen Einblick in die nord-koreanische Gesellschaft besitzen. Ferner konnten sie nach der Wende für längere Zeit auch nach Südkorea einreisen und als Wissenschaftler beide Gesellschaften vergleichend erleben.
Weitere InformationenLim Su-Kyung – Über Berlin nach Nordkorea
Podiumsdiskussion am 14. November 2019 in der taz Kantine
Koreaner*innen in Westberlin nutzten den Zugang zur nordkoreanischen Botschaft und reisten nach Nordkorea, um ihren Wunsch nach der Wiedervereinigung durch den direkten Dialog mit Nordkorea zu realisieren. Willy Brandts Entspannungspolitik machte letzten Endes nicht nur die Mauer zwischen Ost- und Westberlin durchlässig, sondern auch den eisernen Vorhang zwischen Nord- und Südkorea. Kurz vor dem Mauerfall gelangte im September 1989 eine junge Studentin namens Lim Su-Kyung über Ostberlin nach Nordkorea und durchschritt als eine der ersten Zivilpersonen zusammen mit dem Pater Mun Kyuhyeon unter Todesgefahr die Grenze in Panmunjeom und ging in die Geschichte von Nord-und Südkorea ein. Exilkoreaner*innen erzählen von ihren Aktivitäten und berichten, wie sie die Mauer zwischen Ost- und Westberlin erlebt haben, als Menschen, die selbst aus einem geteilten Land stammten.
Weitere InformationenDie Ostberlin Affäre 1967
Podiumsdiskussion am 16. November 2019 im Korea Verband
Vom großen Interesse war der Zugang von Westberlin nach Ostberlin für die südkoreanischen Aktivistinnen und Aktivisten für Demokratie und Frieden auf der koreanischen Halbinsel. Die Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea stellte bis zur Sonnenscheinpolitik des südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-Jung die undurchlässigste Grenze der Welt dar. Der Transit von Westberlin nach Ostberlin spielte im bis 1989 noch nicht demokratisierten Südkorea eine große Rolle für Intellektuelle. Über die Nordkoreanische Botschaft konnten sie nach Nordkorea einreisen. Mitte der 1960er Jahre besuchten einige südkoreanische Intellektuelle und Studierende die nordkoreanische Botschaft in Ostberlin und flogen sogar nach Nordkorea. Nachdem diese Verbindung bekannt wurde, wurden 17 dieser Studierenden über Nacht durch den südkoreanischen Geheimdienst KCIA nach Südkorea entführt und unter der Spionageverdacht größtenteils lebenslänglich und sogar zur Todesstrafe verurteilt. Dieser Vorfall ist in Südkorea als „Ostberlin Affäre“ bekannt. Unter den Entführten befand sich der weltberühmte Berliner Komponist Isang Yun.
Weitere InformationenDas Titelbild zeigt die U-Bahn in Pyongyang und stammt von ©owtravel_