Korea Forum

Korea Forum 2017

Korea Forum 2017

Zum 20. Dezember 2018 erscheint das Korea Forum 2017. Unter dem Titel »Nach den Kerzen – Herausforderungen für Südkoreas Demokratie« werden insbesondere die Kerzenscheindemonstrationen in Südkorea 2016 und 2017 und Perspektiven für die Regierung Moon Jae-Ins behandelt.

Außerdem beleuchten wir Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Nordkorea mit Beiträgen verschiedener Organisationen und Privatpersonen, die sich in Nordkorea engagieren und Einblick in ihre Arbeit geben. Wir führten ein Gespräch mit Choi Sun-Ju zu nordkoreanischem Film und interviewten einen Geflüchteten aus Nordkorea zu seiner Flucht und seinem jetzigen Leben in der südkoreanischen Gesellschaft. Rüdiger Frank sprach mit uns über sein neues Buch  »Unterwegs in Nordkorea – Eine Gratwanderung«.  Mit Cartoons von Vina Yun und Fotografien von Antonio Martin.

Das Heft können Sie im Shop des Korea Verbands für 15 Euro zzgl. Versandkosten bestellen:

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Das Editorial können Sie bereits hier lesen oder auch zusammen mit dem Inhaltsverzeichnis herunterladen.

Editorial

Nach den Kerzen

Die Kerzenscheindemonstrationen 2016 und 2017 stellen einen Meilenstein für Südkoreas Demokratie dar. Millionen von Bürgerinnen und Bürger gingen angefacht durch investigative Berichte über Korruption und Einflussnahme im Blauen Haus auf die Straße und forderten den Rücktritt der Präsidentin Park Geun-Hye. Mit Druck auf die politischen Parteien wurde sie schließlich angeklagt und am 10. März 2017 des Amtes enthoben. Das Volk trat als Souverän auf und forderte eine gerechte Gesellschaft ein, so wie es in einer funktionierenden Demokratie sein sollte. Für Südkorea kommt dies
einem systemischen Wandel gleich, der von den Demonstrierenden als Revolution bezeichnet wird.

Die größten Demonstrationen in der Geschichte Südkoreas wären jedoch nicht möglich gewesen ohne den strickten Verzicht auf Gewalt. Die Demonstrierenden riefen über soziale Medien zum gewaltfreien Protest auf und auch Park Won-Soon, Bürgermeister der Stadt Seoul, deeskalierte, indem er der Polizei die Wasserzufuhr für ihre Wasserwerfer über städtische Hydranten untersagte. Das traurige Schicksal des Bauern Baek Nam-Gi, der bei früheren Protesten durch einen Wasserwerfer tödlich verletzt wurde, sollte sich nicht wiederholen. Dies ermöglichte friedliche und freie Proteste, an denen sich alle Bürgerinnen und Bürger beteiligen konnten. Eine wichtige Errungenschaft für Südkoreas Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit, wie Park Jin in ihrer Auflösungserklärung des Organisationskomitees für die Kerzenscheindemonstrationen in unserem Heft beschreibt.

Bei den Neuwahlen am 9. Mai 2017 wurde der progressive Moon Jae-In zum Präsidenten gewählt. Bei den Wahlen 2012 war dieser Park Geun-Hye noch unterlegen gewesen. Die Bevölkerung setzt nun hohe Erwartungen in den neuen Präsidenten, insbesondere bei der Aufarbeitung der Korruption und Machenschaften der vergangenen beiden Präsidentschaften. Seine Regierung muss die Vergangenheit aufarbeiten, aber gleichzeitig auch die Tür zu einer besseren Zukunft öffnen, wie Kim Dong-Choon in seinem Beitrag resümiert.

Im ersten Jahr seiner Amtszeit hat Moon bereits vieles erreicht: Lee Jae-Yong, der Prinz von Samsung, wurde für seine Verwicklung in den Korruptionsskandal verurteilt, der südkoreanische Geheimdienst (National Intelligence Service) und die Staatsanwaltschaft wurden umstrukturiert, beide Präsidenten Park und Lee Myung-Bak sitzen wegen Korruption lange Freiheitsstrafen ab. Der Einsatz des Militärs beim Aufstand in Gwangju 1980 wird erneut in einem Untersuchungsausschuss behandelt. Nachdem bekannt wurde, dass ein Einsatz des Defense Security Command gegen die Kerzenscheindemonstrationen vorbereitet wurde, löste die Regierung Moons die Einheit kurzerhand auf. In der Nordkorea-Politik kam es zu der erhofften Wiederannäherung, die mit eindrucksvollen Bildern und Gesten gefeiert wurde.

Nach einem anfänglichem Hoch schwindet jedoch der Rückhalt in der Bevölkerung für Moons Reformpolitik. Die schnelle Erhöhung des Mindestlohns und die Reduzierung der maximalen Arbeitszeit trifft vor allem kleine und mittelständische Firmen. Die Arbeitslosigkeit konnte bislang nicht reduziert werden und die Wirtschaft wächst nicht mehr in den gewohnten Raten. Für einen wirtschaftlichen Aufschwung ist eine weitere Annäherung mit Nordkorea deshalb umso wichtiger. Sollte ein Friedensabkommen unterzeichnet, die internationalen Sanktionen gelockert und die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Norden ermöglicht werden, wäre dies auch ein Schub für die südkoreanische Wirtschaft, nicht zuletzt auf Grund hoher Investitionen in die Infrastruktur beider Länder. Hier ist Südkorea insbesondere auf die USA angewiesen, die das UN-Sanktionsregime aufrechterhalten wollen. Im Alleingang wird Südkorea den wirtschaftlichen Warenverkehr nicht ermöglichen können, der sich bislang lediglich auf den Austausch von Mandarinen und Kiefernpilzen beschränkt.

Auch eine Vielzahl an Organisationen und Einzelpersonen, die sich vor Ort engagieren, sind von den Beschränkungen betroffen. In unserem Heft stellen wir verschiedene Initiativen der Zusammenarbeit mit dem Norden vor, um aufzuzeigen, wie einschneidend sich die Sanktionen auswirken und wie eine Unterstützung der Menschen in Nordkorea dennoch möglich ist. Lange genug mussten sie Durchhaltevermögen beweisen, eine weitere Lockerung der Sanktionen ist für die weitere Zusammenarbeit unabdingbar.

Nataly Jung-Hwa Han und Yann Werner Prell

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