Offener Brief

Offener Brief an die japanische Regierung – Aufruf zu einer umfassenden Lösung der „Trostfrauen“-Frage

Die AG „Trostfrauen“ im Korea Verband organisiert gemeinsam mit der Japanischen Fraueninitiative Berlin die Mahnwache zum 6. Internationalen Gedenktag für die Opfer der sexuellen Versklavung („Trostfrauen“) durch das japanische Militär im Zweiten Weltkrieg.

Vor der Mahnwache werden wir der Japanischen Botschaft in Berlin unseren Offenen Brief überreichen.  Kommt gerne dazu und seid um 14.30 Uhr in die Hiroshimastr. 6, 10785 Berlin.

Ihr könnt den Offenen Brief auch unterzeichnen. Füllt hierzu das unten angefügte Kontaktformular aus und wir werden euch als Unterstützende nennen. Vielen Dank!

Der Offene Brief im Wortlaut

An:

Herrn Shinzo Abe
Premierminister von Japan
2-3-1 Nagata-cho, Chiyoda-ku, Tokyo 100-0014
Japan

Am 14.08.2018, internationaler Gedenktag für „Trostfrauen“ des japanischen Militärs

Sehr geehrter Herr Premierminister,

im letzten Jahr jährte sich die erfolgreich angenommene Resolution des Europaparlaments zur Lösung der „Trostfrauen“-Frage zum 10. Mal. In Erinnerung daran, sandte der Korea Verband e.V. im Januar 2018 die „Friedensstatue“ an den Sitz des europäischen Parlaments nach Brüssel, Belgien.

Im April 2018 schrieb Zeid Ra’ad Al Hussein, der hohe Kommissar der Menschenrechte der Vereinten Nationen, an den japanischen Außenminister Taro Kono, dass die japanische Regierung „umgehende und wirksame legislatorische und administrative Maßnahmen treffen soll, um eine Opfer-zentrierte Resolution zu finden, insbesondere indem sie die rechtliche Verantwortung anerkennt, Täter verfolgt und bestraft, sowie den Opfern Wiedergutmachung und Entschädigung zukommen lässt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden schätzungsweise 200.000 Frauen in Korea, den Philippinen, Taiwan, China und anderen asiatischen Ländern durch das staatlich geführte und strukturelle System als sexuelle Sklavinnen missbraucht. Erst 1991 wurde dieses Kriegsverbrechen der Öffentlichkeit durch die Zeuginnenaussage von Frau Kim Hak Soon, einer Überlebenden des „Trostfrauen“ Systems, bekannt. Ihr Zeugnis verbreitete sich weltweit und markiert den Ausgangspunkt einer Bewegung in Südkorea und anderen asiatischen Ländern, die der heutigen „MeToo“ Bewegung gleichkommt. Diese Überlebenden, die heute um die 90 Jahre alt sind, überlieferten Ihre Botschaft der Hoffnung an Opfer von sexualisierter Gewalt weltweit.

Heute werden in Syrien, Kongo, Afghanistan und anderen Staaten, in denen bewaffnete Konflikte stattfinden, noch immer Frauen sexuell versklavt und viele von Ihnen getötet. Wenn die japanische Regierung den „Trostfrauen“ Recht verschafft und sich bei den Opfern ehrlich entschuldigt, würden die Opfer, die mit nicht vergehenden Schmerzen leben, gestärkt.

Die japanische Regierung verleumdet jedoch immer noch den Wesen dieses Kriegsverbrechens und den zwanghaften Charakter. Auch respektiert die japanische Regierung weder die Zeuginnenaussagen der Überlebenden noch die historischen Fakten und die Anerkennung durch die internationale Gemeinde.

Die japanische Regierung betont, dass sie Ende 2015 mit der südkoreanischen Regierung eine Vereinbarung mit einer „endgültigen“ und „unumkehrbaren Lösung“ zur „Trostfrauen“-Frage getroffen habe. Sie bekräftigt jedoch weiterhin, keine rechtliche Verantwortung übernehmen zu wollen. Eine Entschuldigung, die Sie, Herr Premierminister, hätten aussprechen sollen, wurde von keiner Überlebenden gehört. Japan verweigert strikt Verhandlungen mit Staaten wie Taiwan, China oder Ost-Timor. Wie kann diese Vereinbarung als Lösung anerkannt werden?

Darüber hinaus übt die japanische Regierung stets politischen Druck aus gegenüber jeglichen Bemühungen von Bürgern weltweit, der Geschichte der sexuellen Sklaverei zu erinnern , beispielsweise bei der Errichtung von Denkmälern für die „Trostfrauen“, der Eintragung in das Weltdokumentenerbe der UNESCO und der Aufnahme der historischen Fakten in Geschichtsschulbücher.

Die japanische Regierung versucht nicht nur das als erste errichtete Friedensdenkmal in Seoul in Südkorea zu entfernen, sondern greift auch in Projekte zur Würdigung der Opfer sexualisierter Gewalt von Bürgern in den USA und anderen Ländern ein. Zum Beispiel störte die japanische Regierung im September 2016 das Vorhaben der Errichtung einer Friedensstatue in Freiburg, Deutschland. Später setzte die japanische Regierung den Besitzer eines privaten Parks in Süddeutschland unter Druck, um die Inschrift neben der Statue zu entfernen. Im April 2018 wurde eine Statue einer philippinischen „Trostfrau“ in Manila entfernt, nachdem die japanische Ministerin für Innere Angelegenheiten und Kommunikation gegen die Errichtung der Statue bei der philippinischen Regierung Protest einlegte. Diese Interventionen sind keine diplomatischen Gebärden eines demokratischen Staates. Wir rufen Japan dazu auf, die Bürger andere Nationen und den Ausdruck ihres historischen Bewusstseins zu respektieren.

Herr Premierminister,

die Überlebenden des „Trostfrauen“ Systems sind bereits in einem fortgeschrittenen Alter. Es ist nur noch wenig Zeit übrig. Wir, die Deutsche Ostasienmission e.V. (DOAM), die Japanische Fraueninitiative Berlin und der Korea Verband e.V., die an einer Lösung der „Trostfrauen“ Frage arbeiten, bitten Sie, unsere Forderungen umgehend umzusetzen.

Wir fordern die japanische Regierung auf:

  • Historische Fakten anzuerkennen,
  • eigene politische Verantwortung zu übernehmen,
  • sich offiziell bei den Opfern zu entschuldigen,
  • eine angemessene Entschädigung als Beweis zu zahlen und
  • Maßnahmen zur Verhinderung ähnlicher Verbrechen in der Zukunft zu ergreifen.

Mit freundlichen Grüßen

Deutsche Ostasienmission (DOAM) e.V.
Japanische Fraueninitiative Berlin
Korea Verband e.V.

Organisationen und Einzelpersonen, die den Offenen Brief mitunterzeichnen

Organisationen:

  • Alliance of internationalist feminists –Berlin
  • Amnesty International Menschenrechtsverletzungen an Frauen Aktionsgruppe
  • artiCHOKE e.V.
  • Courage Kim Hak-Soon – Aktionsbündnis zur Aussöhnung im Asien-Pazifik Raum
  • Deutsch-japanisches Friedensforum e.V.
  • Deutscher Frauenring e.V. (DFR)
  • Dziewuchy Berlin (Poland/Berlin)
  • Eziden Weltweit e.V.
  • FrauenRat Dest Dan e.V.
  • Gesellschaft für bedrohte Völker (Ulrich Delius, Direktor)
  • Korean Women’s International Network Germany
  • Koreanische Frauengruppe Deutschland e.V.
  • Medica Mondiale (Dr. Monika Hauser, Vorstandsvorsitzende und Gründerin; Sybille Fezer, geschäftsführender Vorstand)
  • RESPEITA! (Brazil)
  • Solidarity of Korean People in Europe
  • Stiftung Asienhaus e.V.
  • TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V.

Einzelpersonen:

  • Beate Ziegler, Politologin, Geschäftsführerin des FORUM MENSCHENRECHTE
  • Anne Wizorek, Autorin und feministische Aktivistin, Berlin
  • Olga Gerstenberger, Politologin, Berlin
  • Maria Hämmerle
  • Dr. Shungu Mundeke Tundanonga-Dikunda, Freier Journalist, Berlin
  • Paul Schneiss, Ehrenpräsident, Deutsche Ostasienmission (DOAM) e.V.
  • Uta Gerlant, Historikerin, Berlin
  • Ok-Sun Schindler, Krankenpflegerin, Stadthagen
  • Sara Dutch, Soziologin, Berlin
  • zeinab bayazidi, Berlin

Unterzeichne den Offenen Brief

Du kannst unseren Offenen Brief ebenfalls unterzeichnen, sowohl als Einzelperson wie auch als Organisation. Fülle hierzu  das unten angefügte Kontaktformular aus. Wir freuen uns sehr über deine Unterstützung!