Offener Brief, Südkorea, Trostfrauen

Offener Brief zum Internationalen Gedenktag für die „Trostfrauen“

Mahnwache Trostfrauen 2017

Zum 5. internationalen Gedenktag für die „Trostfrauen“ unterzeichneten  Organisationen und Aktivisten aus der ganzen Welt einen offenen Brief gerichtet an den südkoreanischen Präsidenten Moon Chae-in. Auch die AG „Trostfrauen“ im Korea Verband zählt zu den Unterzeichnenden.

Offener Brief

Wir, die Unterzeichnenden, Organisationen und Aktivisten aus der ganzen Welt, sind aktive Teilnehmer der Bewegung, Gerechtigkeit für die Überlebenden der Militärsklaverei des japanischen Kaierreichs von den 1930er Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, zu erreichen. Diese Frauen werden euphemistisch als „Trostfrauen“ bezeichnet.

Im August des Jahres 1991 brach Kim Hak-Soon ihr Schweigen und seitdem schärfen diese Frauen aus Korea, China, Taiwan, den Philippinen und anderen Ländern, zusammen mit politischen Lobbygruppen, unermüdlich das globale Bewusstsein. Auch stellen sie Japan und seine endlosen Versuche in Frage, die Verbrechen gegen die Menschheit zu leugnen, herunterzuspielen und auszulöschen. Gemeinsam haben diese Kräfte für die Lösung des Problems eine Liste von sieben Forderungen, die auf internationalen Standards und Gesetzen basieren, angefertigt:

  1. Es muss ein völliges Eingeständnis dieses Verbrechens seitens der japanischen Regierung geben.
  2. Es muss eine offizielle Entschuldigung geben.
  3. Es muss direkte, rechtmäßige Reparationen geben.
  4. Es sollte eine gründliche Untersuchung des Verbrechens stattfinden.
  5. Eine strafrechtliche Verfolgung aller überlebenden Täter.
  6. Fortlaufende Unterrichtung in den öffentlichen Schulen Japans.
  7. Denkmäler und Museen sollten gebaut werden.

Im Dezember 2015 taten sich die japanische und die koreanische Regierung zusammen und beschlossen eine zutiefst problematische Vereinbarung, von der sie behaupteten, sie würde „endgültig und unwiderruflich“ die Problematik lösen und beenden. Es wurden jedoch weder die koreanischen Überlebenden in diese Verhandlungen einbezogen, noch die Überlebenden aller anderen betroffenen Länder. Die sieben Forderungen wurden vollständig ignoriert.

Die Überlebenden, die zu mutigen Aktivistinnen geworden sind, wiesen die gesamte Vereinbarung sofort zurück. Aktivisten aus der ganzen Welt traten ihnen bei. Sie verurteilten gemeinsam und ausnahmslos die Vereinbarung zwischen Abes und Parks Regierung als Betrug und verlangten eine Neuverhandlung.

Seit dem Abkommen von 2015 startete die japanische Regierung eine internationale Kampagne – besonders in den USA – um sämtliche Bestrebungen, diese Geschichte zu bewahren, zu untergraben. Sie versuchte das Errichten von Denkmälern von Atlanta bis San Fransisco und Freiburg zu untergraben und zu stoppen. Die japanische Regierung versuchte sogar in die Entwicklung von neuen Schulbüchern und Schulcurricula in den USA einzugreifen. Tatsächlich benutzte die japanische Regierung die Vereinbarung von 2015, um die staatliche Verantwortung eines der größten Fälle institutionalisierten Sexhandels in der Geschichte der Menschheit zu leugnen und ihr auszuweichen.

Daher verlangen wir, dass die südkoreanische Regierung und ihr neuer Präsident Moon Jae-In sofort die nötigen Schritte einleitet, um das jetzige Abkommen als ungültig zu erklären. Außerdem sollen sie mit Japan erneut Verhandlungen beginnen, die die sieben Forderungen der Überlebenden und die internationalen Standards erfüllen. Wir bitten darum, dass die folgenden vier Punkte in den Neuverhandlungen reflektiert werden.

  1. Überlebende Aktivistinnen aller betroffener Länder müssen einen Platz am Tisch haben und ihre Wünsche und Sorgen müssen den Kern der Verhandlungen bilden.
  2. Alle führenden Gruppen von Aktivisten, wie die Korean Council for the Women Drafted for Military Sexual Slavery by Japan und das House of Sharing, sowie andere Schlüsselgruppen und Einzelpersonen aus Opferstaaten müssen aktiv an den Verhandlungen teilnehmen können.
  3. Alle Regierungen der Länder, aus denen Überlebende stammen, sollten eingeladen werden teilzunehmen und/oder die Gelegenheit bekommen auszusteigen, sollten sie dies wollen.
  4. Alle sieben Hauptforderungen der Überlebenden, die nach internationalen Standards formuliert wurden, sollten verhandelt werden.

Die Zeit drängt. Jeden Monat hören wir von dem Ableben einer weiteren Überlebenden. Wir wissen, dass verzögerte Gerechtigkeit verweigerte Gerechtigkeit ist, und je länger Gerechtigkeit verweigert wird, desto weniger frühere „Trostfrauen“ werden am Leben sein, um teilzuhaben. Im Kern ist dies ein Problem der Menschenrechte. Sich den Überlebenden gegenüber richtig zu verhalten ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg, die andauernde Tragödie modernen Sexhandels und Kriegsverbrechen gegen Frauen zu thematisieren.

Wir halten die südkoreanische Regierung und Präsident Moon dazu an, so schnell wie möglich auf die Realisierung von Gerechtigkeit für die Überlebenden hinzuarbeiten und diese Arbeit zu priorisieren, bevor wir noch mehr Überlebende verlieren.

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Unterzeichnende Personen und Organisation:

Nr.Organisation / NameStadt, Land
1Lee Yong-sooDaegu, Korea
2Congressman Mike HondaSan Jose, USA
3Friends of „Comfort Women“Sidney, Australien
4Edmonton ALPHA (Association for Learning & Preserving the History of WWII in Asia)Edmonton, Canada
5Sasase OttawaOttawa, Canada
6Toronto ALPHAToronto, Canada
7Nabi TorontoToronto, Canada
8Hope21 Korean progressive networkToronto, Canada
9Canada ALPHAVancouver, Canada
10BC ALPHAVancouver, Canada
11Beijing Fan Yuan Law OfficeBeijing, China
12Guandong Army „Serviceman Guild“ Site Exhibition HallHeihe City, China
13Nanjing Liji Lane Comfort Station Site Exhibition HallNanjing, China
14Nanjing TV Station „State Crime“ Historical Documentary CrewNanjing, China
15Shanghai: Shanghai Historical SocietyShanghai, China
16The Chinese „Comfort Women“ Research Center at Shanghai Normal UniversityShanghai, China
17Shanghai Anti-Japanese War Research AssociationShanghai, China
18Chinese „Comfort Women“ History MuseumShanghai, China
19China Modern Character Research Professional CommitteeShanghai, China
20Yunnan Longling Dongjiagou Comfort Station Site Exhibition HallYunnan, China
21Dr. Rainer Werning (Author & Publizist)Berlin, Deutschland
22Korean Women’s International Network (KOWIN-Germany)Berlin, Deutschland
23Solidarity Korean People In EuropeBerlin, Deutschland
24Progressive KoreaMünchen, Deutschland
25Japan Nationwide Action for Resolution of the Japan’s Military „Comfort Women“ IssueTokyo, Japan
26House of SharingGwangju, Korea
27Lila FilipinaManila, Philippinen
28People in Solidarity with the Families of Sewol Ferry VictimsAtlanta,USA
29Atlanta Comfort Women Memorial Task ForceAtlanta,USA
30Bonnie Oh, Distinguished Prof. of Korean Studies (Ret) Georgetown UniversityChicago, USA
31Alliance for Preserving the Truth of Sino-Japanese WarCupertino, USA
32Korean American Forum of California (KAFC)Los Angeles, USA
33Korean Women’s International Network-Los Angeles (KOWIN-LA)Los Angeles, USA
34Progressive Asian Network for Action (PANA)Los Angeles, USA
35Korean American Civic Empowerment (KACE)New York, USA
36Against Trafficking in Women (CATW-International)New York, USA
37Global Alliance for Preserving the History of WWII in Asia (GA)San Carlos, USA
38Association for preserving historical accuracy of foreign invasions in ChinaSan Jose, USA
39Comfort Women Justice Coalition (CWJC)San Francisco, USA
40Rape of Nanjing Redress Coalition (RNRC)San Francisco, USA
41The Association of Preserving History of WWII in Asia (AOHWA)San Francisco, USA
42Washington Coalition for Comfort Women Issues (WCCW)Washington, USA
43AG Trostfrauen im Korea VerbandBerlin, Deutschland

Das Titelbild zeigt die AG „Trostfrauen“ bei der Mahnwache am 14. August 2017 vor dem Brandenburger Tor. Das Foto stammt von Tsukasa Yajima.