Nordkorea, Presse

Presseschau: Fire and Fury

Nachdem Nordkorea erfolgreich Interkontinentalraketen getestet hatte, die auch das amerikanische Festland erreichen könnten, drohte Präsident Trump auf alle Handlungen Nordkoreas, die die Vereinigten Staaten bedrohen, mit „Fire and Fury“ (Feuer und Zorn) zu antworten. Er unterstrich wenige Tage später seinen Tweet und sagte: „Wenn überhaupt, war diese Aussage vielleicht nicht stark genug.“ Auf Grund der Wortgefechte zwischen Nordkorea und den Vereinigten Staaten wuchs weltweit die Angst vor einer militärischen Auseinandersetzung, die auch andere Länder betreffen würde.

Wir haben in einer Presseschau eine Auswahl an Kommentaren und Beiträgen zusammengefasst, die zu der aktuellen Situation Stellung nehmen. Darüber hinaus bieten die Artikel der New York Times und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen guten ersten Überblick über die Ereignisse.

Kim Jong-un hat einen Plan

Kommentar von Christoph Neidhart, Süddeutsche

„Kim rasselt also auch mit dem Säbel, um den Abzug der USA aus Südkorea zu erzwingen. Ob sich das Land dann tatsächlich nach den Vorstellungen des Nordens vereinigen ließe, ist eine andere Frage. In Seoul ist aber eine neue, tendenziell amerikakritische Regierung im Amt. Pjöngjang dürfte darin eine Gelegenheit erkennen, jetzt einen Keil zwischen Seoul und Washington zu treiben.“

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„Der politische Einfluss Pekings wird komplett überschätzt“

Eric Ballbach im Interview mit dem Tagesspiegel

„Der bilaterale Genfer Dialog der 90er Jahre oder die Sechs-Parteien-Gespräche zwischen 2003 und 2008 hatten die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel zum Ziel. Da Pjönjang klargemacht hat, dass es sich nicht von seinem Nuklearprogramm verabschieden wird, sind diese Formate hinfällig. Zunächst müsste jetzt geklärt werden, warum und worüber man eigentlich miteinander verhandeln sollte. Klar ist aber, die „große Lösung“ gibt es hier nicht, die Annäherung kann nur Schritt für Schritt erfolgen. Ein Erster wäre zum Beispiel sich darauf zu verständigen, dass Nordkorea sein nukleares Arsenal und Wissen nicht an Dritte weitergibt oder verkauft. Letztlich geht es dann um Verhandlungen über Sicherheitsgarantien und einen Nichtangriffspakt.“

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In der Rolle einer Geisel

Kommentar von Fabian Kretschmer, taz

„Am Mittwoch rief Moon zu einer „vollständigen“ Reform seiner Streitkräfte auf und bat die USA um eine Neuverhandlung des bilateralen Militärabkommens, um größere Raketen produzieren zu dürfen. Gleichzeitig jedoch betont seine Regierung stets, die Aufrüstung diene vornehmlich der Verteidigung. Die Tür zum Dialog mit Nordkorea bleibe weiterhin offen. Selbst an den Plänen für innerkoreanische Winterspiele bei der Olympiade in Pyeongchang im Februar möchte Moon festhalten. Man kann dies für naiv halten. Im Vergleich zur Hysterie eines Trump wirkt die Art des Südkoreaners jedoch erfrischend besonnen. Bitter aber: Um Südkorea geht es nur am Rande. Das Land am Han-Fluss diskutiert nicht auf Augenhöhe, sondern ist vielmehr eine politische Geisel. Nordkorea will im Grunde nur die Anerkennung der USA – egal auf welchem Wege.“

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Korean peninsula: the plot thickens

Kommentar von François Godement, ECFR

“The DPRK has successfully voided all policies designed to contain its nuclear and ballistic programme. US threats cannot be made good if its South Korean ally disagrees with the direction of policy. And South Korean engagement with the North is bound to fail if Moon Jae-in has to go it alone.”

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Eine neue Weltordnung

Kommentar von Christoph von Marshall, Tagesspiegel

„Kims Botschaft: Lasst mich machen; das ist besser für Peking als ein vereinigtes Korea und US-Soldaten direkt an Chinas Grenze. Trumps Gegenbotschaft: Zwingt Nordkorea zur Aufgabe der Atomwaffen samt internationaler Kontrolle nach Vorbild des Atomdeals mit dem Iran. Nur dann gibt es keinen Krieg. Ganz Korea würde atomwaffenfrei. Die USA sichern zu, dass sie keinen Regimewechsel in Pjöngjang anzetteln. Falls die diplomatische Lösung nicht bald gelingt, führen die USA einen Militärschlag gegen das Atomprogramm. Dann stürzt Kim sowieso. Korea würde vereinigt. Und China erleidet den Wirtschaftseinbruch durch Krieg samt Folgen.“

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Kritik an Trumps Drohgebärden

Beat Ammann, Washington Marie-Astrid Langer in NZZ

„Mit seinem verbalen Ausfall brach Präsident Trump mit dem Brauch, auf Provokationen aus Nordkorea nicht öffentlich zu reagieren. Er lancierte damit eine rhetorische Erhitzung, die perfekt in die paranoide Weltsicht des offiziellen Nordkorea passt, wonach alle Welt das sozialistische Paradies der Familie Kim bedroht. Was die aggressiven Töne Amerika nützen, ist nicht ersichtlich.“ 

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USA und Nordkorea: Ritt auf der Rasierklinge

Eric J. Ballbach im Interview mit der Deutschen Welle 

„Ein Ausweg führt nur über einen gesichtswahrenden Weg für beide“, sagt Eric J. Ballbach. Dies ginge nur über einen schrittweisen Prozess. „Es gibt nur eine Situation, in der Nordkorea dazu bereit wäre, seine Nuklearwaffen aufzugeben. Dazu müssten sie auf anderer Ebene einen politischen Erfolg erzielen und die Ursache für die nukleare Bewaffnung aus dem Weg räumen: Das hieße, es müsste eine Sicherheitsgarantie der USA, also einen Nichtangriffspakt, geben.“

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North Korea should abandon its “enveloping strike” plan for Guam to avoid disaster

Editorial der Hankyoreh

“Pyongyang’s plan appears to be first pressuring the US and then enlisting the intervention of China and other neighboring countries so that it can break free from the sanctions on it and seize the advantage in negotiations over its nuclear program. But events may not turn out as Pyongyang plans. Other countries have fallen for North Korea’s distinctive tactic of brinkmanship so often now that they can all see through the North’s schemes.”

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Korea-Konflikt als Resultat andauernder US-Einmischung 

Interview mit Rainer Werning mit Friedensjournal Nr. 4/2017

„Was dringend not tut, sind endlich Direktgespräche zwischen den Antagonisten, anstatt immer größere Drohkulissen aufzutürmen. Die Crux bei alledem hat Donald P. Gregg, ein alter CIA-Fuchs und US-Botschafter in Seoul von 1989 bis 1993 vor Jahren mit Blick auf die Nordkorea-Politik US-amerikanischer Präsidenten so zusammengefasst: „Nordkorea zeugt von der längsten ‚failure of US intelligence’. Washington hat keine konsistente Nordkorea-Politik, sondern nur eine Haltung dem Land gegenüber – nämlich Hass“. […] Die fortwährenden, von den jeweiligen südkoreanischen Regierungen tolerierten US-Großmanöver sowie die fortgesetzte Stationierung von GIs auf südkoreanischem Boden gelten aus nordkoreanischer Sicht als permanente Bedrohung. Pjöngjang zog daraus für sich die Konsequenz, alledem ein ambitioniertes Atom- und Raketenprogramm entgegenzusetzen.“

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Donald Trump threatens North Korea with “fire and fury”

The Economist

“Mr Trump should follow up the sanctions with an offer of talks, even though the former goal of denuclearisation is now vanishingly remote. On the campaign trail last year, he said he would be willing to chat with Mr Kim over a hamburger. Now that blood-curdling barbs are flying across the Pacific, Mr Fitzpatrick believes, “It’s time to have that hamburger.”

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Das Titelbild zeigt Präsident Moon Jae-in beim Besuch des amerikanischen Präsidenten Donald J. Trump im Weißen Haus am 30. Juni 2017. Das Foto wurde von Natig Sharifov aufgenommen.