Stellungnahme des Korea Verbands
Wir sind empört.
Am frühen Morgen des 17. Oktober hat das Bezirksamt Mitte mit rund 30 Einsatzkräften der Polizei unsere Friedensstatue gewaltsam entfernen lassen.
Die Statue erinnert an die sogenannten „Trostfrauen“, Mädchen und Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs von der japanischen Armee verschleppt und sexuell versklavt wurden, und darüber hinaus an alle Opfer weltweit, die von sexualisierter Gewalt in Konflikten oder Kriegszeiten betroffen sind. Nun hat das Bezirksamt das Denkmal entführt. Es wurde verschleppt, wie damals die Mädchen und Frauen selbst.
Der Vorgang ruft bei uns schmerzliche Erinnerungen wach: Auch damals wurden die Mädchen und Frauen von Männern in Uniform deportiert. Die Eltern wussten nicht, wohin ihre Töchter gebracht wurden und wo sie sich befanden.
Ein solch feiger Akt, der darauf abzielt, Erinnerung unsichtbar zu machen, ist nichts anderes als der Versuch, Geschichte auszulöschen und politisch nicht genehmes zivilgesellschaftliches Engagement zu unterdrücken. Unser Ruf „Erinnerung heißt Widerstand“ wurde vom Bezirksamt verdreht und wir als „gewalttätig“ diffamiert, was dann als Rechtfertigung diente die Polizei einzusetzen. Scheinbar versteht das Bezirksamt nicht, was demokratischer gewaltfreier Widerstand bedeutet.
Das Bezirksamt versteckt sich hinter Paragraphen, doch diese wurde in Eile und willkürlich vom Bezirksamt selbst geschaffen. Wenn andere Skulpturen, die nach den nun angeblich geltenden Vorgaben wegen ihrer Befristung abgebaut werden müssten, unangetastet bleiben, während ausschließlich die Friedensstatue entfernt wird, ist das nichts anderes als eine politisch motivierte Diskriminierung und Ungleichbehandlung.
Die Entfernung der Friedensstatue ist nicht nur ein Akt der nachträglichen Entwürdigung und Verhöhnung aller Opfer von sexualisierter Gewalt – sondern sie zeugt auch von Respektlosigkeit gegenüber den Bürger:innen von Moabit und allen, die mit ihnen solidarisch sind. Das Bezirksamt ignoriert den Willen seiner Bevölkerung. Es setzt sich mit der Entfernung der Statue über die mehr als 3.000 Unterschriften und die mehrfachen Beschlüsse der BVV (Bezirksverordnetenversammlung) Mitte hinweg, die sich für den Erhalt aussprachen. Bezirksbürgermeisterin Remlinger setzt sich selbst über die Beschlüsse ihrer eigenen Partei hinweg. Damit untergräbt sie die Demokratie und den öffentlichen Diskurs und stellt sich bewusst gegen eine feministische, dekoloniale Erinnerungskultur – Werte, für die ihre eigene Partei eigentlich einstehen sollte.
Wir fordern:
- Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger muss unverzüglich zurücktreten. Sie trägt die Verantwortung für den Abriss und setzt sich über die demokratische Willensbildung hinweg.
- Die Friedensstatue „Ari“ muss vom Bezirksamt unverzüglich an ihren ursprünglichen Standort zurückgebracht und vollständig restauriert werden.
- Alle Kosten für Abriss, Transport, Wiederaufbau und Erhaltung sind vom Bezirksamt zu tragen.
- Das Bezirksamt soll an der Statue eine Informationstafel mit den historischen Hintergründen und der Bedeutung des Denkmals errichten.
- Wir fordern eine ehrliche und vollständige öffentliche Entschuldigung von Seiten des Bezirksamtes, sowie eine Erklärung und Stellungnahme bezüglich des rabiaten Vorgehens rund um den Abriss der Statue.
Wir sind traurig und wütend, aber wir werden nicht aufgeben. Unsere jahrzehntelangen feministischen Kämpfe, unsere Solidarität und die Stimmen der Überlebenden können nicht zum Schweigen gebracht werden.
Korea Verband

