Friedensstatue, Presse, Stellungnahme

Erinnerung braucht Orte – keine Räumungsbefehle

Korea-Verband reicht Widerspruch und Eilantrag ein. Demonstration am 7. Oktober 2025.

Die Friedensstatue „Ari“ muss im öffentlichen Raum bleiben!

Am 26. September 2025 hat der Korea-Verband e.V. Widerspruch gegen die vom Bezirksamt Mitte angeordnete Beseitigung der Friedensstatue „Ari“ eingelegt und gleichzeitig einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht gestellt. Wir streben damit eine Duldung der Statue über den 28. September 2025 hinaus sowie eine Aussetzung der Abbauverpflichtung an. Das Bezirksamts Mitte hat eine Entfernung der Statue zum 7. Oktober 2025 angeordnet.

Widerspruch und Eilantrag können hier heruntergeladen und eingesehen werden:

  Widerspruch gegen die Beseitigungsanordnung (eingereicht 26.09.2025) (305,1 KiB)

  Eilantrag (eingereicht 26.09.2025) (1,8 MiB)

Protestmarsch am Dienstag, 7. Oktober 2025

Am Tag der angeordneten Entfernung ruft der Korea Verband zu einem Protestmarsch von der Friedensstatue zum Rathaus Tiergarten auf. Treffpunkt ist um 17:00 Uhr an der Friedensstatue (Ecke Bremer Str./Birkenstr.). Nach einem Protestzug zum Rathaus Tiergarten um 17:30 Uhr, ,findet um 18 Uhr die Kundgebung am Rathaus statt.

Aufruf: Erinnerung braucht Orte – keine Räumungsbefehle

Der Korea Verband hat eine Stellungnahme verfasst und bittet Unterstützer*innen, diese zu unterschreiben. Jede Unterschrift stärkt die Forderung, Erinnerung an sexualisierte Kriegsgewalt sichtbar zu halten:

Hintergrund

Seit über fünf Jahren steht die Friedensstatue „Ari“ in Berlin-Moabit. Sie erinnert an die sogenannten „Trostfrauen“ – hunderttausende Frauen und Mädchen, die während des Zweiten Weltkriegs vom japanischen Militär verschleppt und sexuell versklavt wurden. Heute ist Ari ein Symbol für alle, die in Kriegen und Konflikten bis heute sexualisierte Gewalt erleben.

Obwohl die Statue mit offizieller Genehmigung des Bezirksamts Mitte errichtet wurde, ist sie seither wiederholt dubiosen Entfernungsversuchen ausgesetzt, die eindeutig mit der Einflussnahme der japanischen Regierung zusammenhängen. Zuletzt berief sich das Bezirksamt Mitte auf eine angebliche Verwaltungspraxis, wonach private Kunstwerke nur maximal zwei Jahre im öffentlichen Raum stehen dürften. Doch das Verwaltungsgericht stellte im April 2025 fest: Eine solche Praxis hat es nie gegeben. Sie wurde willkürlich gehandhabt. Das Gericht verlängerte die vom Bezirksamt erteilte Duldung bis zum 28. September 2025 und betonte ausdrücklich, dass die Statue im öffentlichen Raum stehen muss:

„Die spezifische Wirkung der Friedensstatue besteht gerade in der Sichtbarkeit und Zugänglichkeit im öffentlichen Straßenraum. Ein Verweis auf private Flächen stellt keinen gleichwertigen Ersatz dar.“ (Verwaltungsgericht Berlin, 14. April 2025)

Trotzdem droht Ari erneut die Räumung: Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Bündnis 90/ Die Grünen) und das Bezirksamt Mitte wollen die Statue am 7. Oktober 2025 entfernen – mit der fadenscheinigen Begründung, Kunst dürfe im öffentlichen Raum nur befristet stehen. Die vom Bezirksamt kürzlich eingeführte Genehmigungspraxis ist weiterhin rechtswidrig, da sie weder nachvollziehbar noch willkürfrei ist. Deshalb gehen wir gegen den Räumungsbefehl gerichtlich vorgehen.

Ein einzigartiges Mahnmal soll unsichtbar gemacht werden – gegen den Willen der Menschen im Bezirk, die seit 2020 unermüdlich für den Erhalt kämpfen – zuletzt mit tausenden Unterschriften für einen erfolgreichen Einwohner*innenantrag. Auch die BVV Mitte hat mehrfach betont: Ari erinnert an ein Verbrechen, das erst seit Kurzem überhaupt öffentlich thematisiert wird.

Die drohende Räumung gefährdet auch die multiperspektivische und Grenzen überbrückende Bildungs- und Erinnerungsarbeit von unten, die Ari seit Jahren ermöglicht. Diese Arbeit ist besonders im aktuellen Kontext der Erstarkung rechter Politik und rassistischer und geschlechtsspezifischer Gewalt unerlässlich.

Eine Verdrängung Aris aus dem öffentlichen Raum würde das Unrecht, das Überlebende und Betroffene sexualisierter Gewalt erfahren, reproduzieren und verschleiern. Das können wir nicht akzeptieren.

Wir sagen klar:

  • Sexualisierte Gewalt kennt keine Frist. Erinnerung darf nicht von Jahreszahlen oder Verwaltungsvorgaben abhängen.
  • Erinnerung braucht Orte. Nur im öffentlichen Raum ist sie sichtbar und wirksam – nicht versteckt auf Privatgrundstücken.
  • Ari ist ein unverzichtbarer Ort des Erinnerns, Lernens und Solidarisch-Seins. Sie verbindet Kämpfe gegen sexualisierte Gewalt weltweit und gibt Überlebenden eine Stimme.

Wir fordern:

  • Stoppt die Räumung!
  • Verhindert die Retraumatisierung der Überlebenden und Betroffenen!
  • Anerkennung und Wertschätzung der Überlebenden aus der Asien-Pazifik-Region, die durch ihren Mut sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum sichtbar gemacht haben!
  • Unterstützung statt Zerstörung der berlin- und deutschlandweiten Bildungsarbeit des Korea Verbands!

Aktionen:

Sonntag, 28. September 2025  15:00-17:00 Uhr 

Zum 5. Jubiläum weben wir an der Friedensstatue im Rahmen der Aktion Sangre de mi Sangre (Mexiko) ein rotes Netz als Zeichen der Solidarität gegen Feminizide und Menschenrechtsverletzungen.

Dienstag, 07. Oktober 2025

Protestmarsch mit allen Organisationen und Gruppen vom Standort der Statue zum Rathaus Tiergarten.

  • 17:00 Uhr – Treff an der Friedensstatue (Ecke Bremer Str./Birkenstr.)
  • 17:30 Uhr – Marsch zum Rathaus Tiergarten
  • 18:00 Uhr – Kundgebung am Rathaus Tiergarten

Titelbild: Die Friedensstatue bei der Aktion Sangre de mi Sangre am 28.09.2025, Foto: Santiago Rodriguez

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