„Fake News“ sind heutzutage jedem ein Begriff. Es kommt vor, dass Journalist*innen unweigerlich falsche Informationen verbreiten, insbesondere wenn Zensur den Zugriff auf wichtige Quellen erschwert oder gar verhindert. Das ist besonders der Fall in südkoreanischen Medien, da dortzulande die Zensur keinen Zugang zu nordkoreanischen Nachrichten erlaubt.
An einem gemütlichen Samstagnachmittag berichtete Weiser über den Teufelskreis aus kuriosen Fehlermeldungen, gesellschaftlichem Desinteresse und einem stetigen Qualitätsverfall der Nordkorea-Berichterstattung. Unzählige Zugangsbeschränkungen erschweren den Journalist*innen den Zugang und die Überprüfung nordkoreanischer Medien und für die normale Bevölkerung umso mehr. Hinzu kommt der fehlende Wille der Journalist*innen, diese Zensur zu umgehen, so dass Lesende gar keine Möglichkeit haben, die Fakten selbst nachzuprüfen oder zu hinterfragen. Verzerrte Bilder und Eindrücke des Landes sind die Folgen dieser Zensur, über deren Aufhebung derzeit in Seoul nur leise nachgedacht wird.
Weiser machte es sich zur Aufgabe, einige der Journalisten und Media-Outlets auf diese zahlreichen Falschmeldungen aufmerksam zu machen. Viele davon blieben unverändert, nur bei einigen gab es Rückrufe oder Anmerkungen. Das Interesse fehlt anscheinend auch auf Seite der Leser*innen, die den sogenannten „Fact-Checks“ nicht viel Aufmerksamkeit geben.
An Interesse fehlte es jedoch nicht bei den Besuchern des Vortrages. Online über Zoom und auch vor Ort wurden Weiser reichlich Fragen gestellt. Martin Weiser lebt seit über zehn Jahren in Seoul und erforscht von dort aus Nordkorea und die innerkoreanischen Beziehungen. 2014 hat er in Seoul seinen Masterabschluss in Politikwissenschaften gemacht und schreibt seitdem über die Fehler und Leerstellen der Nordkorea-Forschung.