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Lesung: Jennifer Kwon Dobbs »Vernehmungsraum«

Am Samstag, den 15. Oktober, um 19 Uhr wird Jennifer Kwon Dobbs im Korea Verband aus ihrem Gedichtband Vernehmungsraum / Interrogation Room, übersetzt von Irina Bondas und Felix Schiller, vorlesen. Im Anschluss findet ein Gespräch mit der Autorin statt. Moderiert wird der Abend von Dr. Anja Michaelsen.

In Vernehmungsraum widmet sich Jennifer Kwon Dobbs auf persönliche und eindrucksvolle Weise dem nie endenden Erbe des Koreakrieges. In ihrer Lyrik thematisiert sie die US-amerikanisch-koreanische Adoptionsindustrie, ihre nordkoreanische Verwandtschaft, ihre Geburtsfamilie in Südkorea und die transnationale Diaspora. Die Frage nach ihrer koreanischen Mutter zieht sich durch die Schwärzungen, juristischen Artikel, Postkarten, Fotos, Originaldokumente, multilingualen Gedichte und das Essay, die sie allesamt in ihre Lyrik integriert. Sie hinterfragt die Grenzen von Körpern, Landschaften und Verwandtschaftsverhältnissen und findet so poetische Formen, die dem Sprachraub des Krieges und der Kindervermittlung eine Kultur der Intimität entgegenstellen.

Anlässlich der Lesung zeigt die Künstlerin kate-hers RHEE einen Teil ihres Missing Persons Project in den Räumlichkeiten des Korea Verbands.

Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch statt. Schauspielerin Yvonne Yung Hee Borman wird die ausgewählten Gedichte auf Deutsch vortragen. Für das anschließende Gespräch wird es eine Flüsterübersetzung geben.

Der Korea Verband organisiert die Lesung in Zusammenarbeit mit dem Verlag Palm Art Press, in welchem Vernehmungsraum nun auf Deutsch erscheint. Die Veranstaltung wird unterstützt durch das Koreanische Kulturzentrum Berlin.

Über die Autorin

Jennifer Kwon Dobbs wurde in Wonju-si, Südkorea, als Heo Lee Sujin geboren und nach Oklahoma, USA, adoptiert. Sie erhielt einen Master of Fine Arts im Fach Dichtung an der University of Pittsburgh und promovierte in Literatur und kreativem Schreiben an der University of Southern California. Vernehmungsraum ist ihr zweiter Gedichtband, bereits 2007 veröffentlichte sie Paper Pavillion (White Pine Press). Bei hochroth Bielefeld erschien 2019 das Chapbook Necro Citizens / Nekrobürger in einer englischen und einer deutschen Ausgabe. Ihre Gedichte wurden ins Bulgarische, Deutsche, Griechische, Koreanische und Türkische übersetzt. Sie ist Professorin für Englisch am St. Olaf College und unterrichtet dort kreatives Schreiben und asiatisch-amerikanische Studien.

Über die Künstlerin

kate-hers RHEE ist in Südkorea geborene interdisziplinäre Künstlerin, die zwischen den USA, Südkorea und Deutschland arbeitet. Ihr kreatives Streben ist tief eingebettet in transkulturelle autoethnografische Erzählungen und Objektgeschichten, die das Patriarchat herausfordern und gleichzeitig soziale Klasse, weiße Vorherrschaft, Geschlecht und Sexualität untersuchen. RHEEs Kunstwerke wurden national und international in verschiedenen Galerien, alternativen Räumen und Museen ausgestellt. Ihre Solo-Ausstellung “Books and Things: The Studiolo of kate-hers RHEE” wird 2022 in den Paul Robeson Galleries der Rutgers University in den USA gezeigt.