Im Jahr 2011 begann die damals 51-jährige Gewerkschafterin Kim Jinsuk auf dem Kran Nummer 85 ihren Sitzstreik in 35 Metern Höhe. Ganze 309 Tage hielt sie allen Wettern stand und protestierte gegen die Entlassung von 400 Arbeiter*innen des Hanjin Heavy Industry-Unternehmens. Diese waren der Auslagerung von Produktionsstätten auf die Philippinen zum Opfer gefallen. Nach der Massenentlassung zahlte das Unternehmen seinen Aktionären 17,4 Milliarden Won Dividende.
Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich die Nachricht des Streikes von Kim Jinsuk in ganz Korea. In sogenannten Hoffnungsbussen gelangten im Laufe der Zeit zehntausende Unterstützer*innen zum Kran in Busan, um vor Ort ihre Solidarität zu bekunden und einen weiteren Selbstmord aus Protest, wie ihn der Gewerkschafter Kim Joo-Ik auf demselben Kran im Jahre 2002 verübte, zu verhindern. Im November stieg Frau Kim Jinsuk letztlich vom Kran herunter, da nach einem langen Kampf eine Einigung erreicht werden konnte und die noch streikenden Arbeiter*innen wieder eingestellt wurden.
Frau Kim Jinsuk, die 1986 entlassen wurde, nachdem sie als Gewerkschaftsvertreterin agierte, ist auch nach ihrem langanhaltenden Protest 2011 selbst nicht wieder eingestellt worden. Nun forderte die koreanische Metallarbeitergewerkschaft dazu auf, sich mit Frau Kim zu solidarisieren und sie mit 60 Jahren, noch vor ihrer Pensionierung in diesem Jahr, für eine kurze Zeit noch einmal offiziell einzustellen. Dies würde ein wichtiges Zeichen für die Gewerkschaften setzten und möglichen Instabilitäten von Arbeitnehmer*innen bei Hanjin Heavy Industries & Construction vorbeugen.
Der beharrliche Kampfgeist hat sich nun endlich auch für Frau Kim Jinsuk selbst ausgezahlt. Das Stadtparlament von Busan sprach sich für die Wiedereinstellung Kims ausgesprochen.
Frau Kim Jinsuk besuchte im Rahmen ihrer Deutschlandreise 2012 mehrere deutsche Städte, um von ihrer strapaziösen Zeit ihres Sitzstreikes im Kran und ihrem Beitrag zur gegenwärtigen Geschichte des südkoreanischen Arbeiterkampfes zu berichten. So besuchte sie auch Berlin und hielt einen Vortrag im taz-Café, den der Korea Verband organisierte.
Titelbild: Unterstützer*innen der Metallarbeitergewerkschaft solidarisieren sich mit Frau Kim Jinsuk.