Bericht, Presse

Tod des Seouler Bürgermeisters Park Won-Soon

Park Won-Soon an der Gedenkstätte Berliner Mauer 2014 in Berlin

Mit großer Fassungslosigkeit und Trauer haben wir vom Tod des Bürgermeisters von Seoul, Park Won-Soon, erfahren. Park war als progressiver Politiker und früherer Aktivist den Anliegen des Korea Verbands sehr verpflichtet. 

Als Bürgermeister unterstützte er die friedlichen Proteste zur Aufarbeitung des Sewol-Fährunglücks mitten in Seoul und setzte sich gemeinsam mit Millionen von Demonstrierenden erfolgreich für eine Amtsenthebung der früheren Präsidentin Park Geun-Hyes ein. Er forderte zudem von der japanischen Regierung Kompensationen und eine Entschuldigung gegenüber den sogenannten „Trostfrauen“ ein. Vor seiner Zeit als Bürgermeister war er Mitglied der „Truth and Reconciliation Commission“ zur Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen durch die japanische Besatzungsmacht bis 1945. Als Anwalt gelang es ihm, mehrere Menschenrechtsfälle zu gewinnen, darunter auch den ersten Prozess in Südkorea bezüglich sexueller Belästigung gegen Frauen. 

Inspiration für seine Politik fand er unter anderem im Ausland. 2004 hatte er während eines dreimonatigen Aufenthalts in Europa auch Kontakt zum Korea Verband. Aus dieser Zeit nahm er viele Ideen der Umweltbewegung, der Stadtgestaltung und zu sozialen Initiativen mit nach Korea. Bei einem Besuch Parks 2014 in Berlin traf er auf viele frühere Wegbegleiter*innen und gründete mit ihnen den Seoul Club Berlin.

Warum sich Park nun den Freitod wählte, ist noch nicht endgültig geklärt. Kurz vor seinem Suizid hatte eine frühere Sekretärin gegen Park Anzeige wegen sexueller Belästigung eingereicht. Die Untersuchung zu diesen Vorwürfen wurde mit dem Tod Parks eingestellt. Erst nach öffentlichem Druck wurde ein Ermittlungsteam für die Untersuchung eingerichtet. Wir sind sehr schockiert aufgrund derbekanntgewordenen Vorwürfe der sexuellen Belästigung und verlangen eine vollumfängliche Aufklärung durch die südkoreanischen Ermittlungsbehörden.Unser aufrichtiges Beileid und tiefes Mitgefühl gilt trotz der Umstände seiner Familie und seinen Angehörigen in dieser für sie sehr schwierigen Zeit.

Presseberichte

Titelbild: Park Won-Soon beim Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer in Berlin 2014, Foto von Dong-ha Choe