Vom 26. Juni bis 7. Juli 2019 hat der Korea Verband das Austauschprogramm EPRIE 2019 in Japan und Südkorea durchgeführt. Unter dem Thema „Overcoming the challenges posed by social media: How to make it work for social change?“ ging die Teilnehmenden der Frage nach, wie Social Media für den sozialen Wandel genutzt werden kann. Insgesamt nahmen zwanzig junge Menschen im Alter von 25 bis 38 Jahren am Programm teil, wovon zehn aus Europa (Deutschland, Polen, Frankreich, Georgien) und zehn aus dem Raum Asien Pazifik (China, Japan, Korea, Indien und Australien) kamen.
Seminar in Tokyo, Japan
Den Auftakt des Programms bildete das Vorseminar im National Olympics Memorial Youth Center in Tokyo mit einem Diversity Training, persönlichen Vorstellungsrunden und verschiedenen Methoden, die darauf abzielten, dass sich die Teilnehmenden, in ihren vielfältigen Rollen jenseits ihrer Nationalitäten und Hintergründe kennenlernen. Die Teilnehmenden konnten sich so ihrer eigenen Privilegien in ihrer jeweiligen Gesellschaft bewusst werden und sich auf gleicher Augenhöhe begegnen.
In Kleingruppen erarbeiteten die Teilnehmenden die Definitionen und die Rolle der Social Media zur Vorbereitung auf das inhaltliche Seminar. Der erste Referent, Sawa Yasuomi von Kyôdo News, der bereits EPRIE 2018 in Deutschland begleitet hatte, zeigte in seinem Vortrag das spezifische Verhalten der japanischen User in sozialen Medien auf und diskutierte den Zusammenhang mit den Wahlergebnissen in Japan. Am nächsten Tag präsentierte Prof. Dr. Ulike Klinger (Freie Universität) Ergebnisse des langjährigen Forschungsprojekts „Role of social media in shaping public discourses“ ihres Instituts. Im Anschluss hatten wir das Glück Prof. Kim Kyounghwa Yonnie als Rednerin zu gewinnen, die an der Kanda University of International Studies lehrt. Sie verglich die jüngste Entwicklung der friedlichen Demonstration in beiden Ländern mit dem Titel „Demonstration as media: From Korean and Japanese cases“. Das Restaurant Ruby wurde von dem Alumni 2017 vermittelt. Der Besitzer flüchtete aus Myanmar nach Japan und nach Jahre langem Kampf erhielt er seinen Aufenthaltsstatus. Nun engagiert sich für den Aufbau einer Schule in Myanmar. Spontan hielt eine Rede über seinen Lebensweg, was die Teilnehmenden tief beeindruckte.
Während des Programm legten wir Wert auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Vorträgen der eingeladenen Referent*innen und den Präsentationen der Teilnehmenden selbst, was bei den Teilnehmenden sehr gut ankam. Sie präsentierten ihre aktuellen Arbeiten, Dissertationsvorhaben oder auch Filmbeiträge, die im Rahmen ihrer Kampagne oder auch als Videodokumentation entstanden sind. Am Nachmittag besuchten wir das Mori Art Museum mit der Sonderausstellung „Fake News“ von taiwanesischen Kunstschaffenden, die für das gesamte Programm bereichernd war.
Der Vortrag von Shi Ming, ein freier Journalist aus Deutschland, über Nationalismus in Ostasien und die Rolle der sozialen Medien verschaffte den Überblick zu China, Südkorea und Japan. Christoph Deeg leitete über Videos einen Workshop zu „Challenges and opportunities“, in dem die Teilnehmenden in die Rolle von Politikerinnen und Politikern schlüpften und sich mit verschiedenen Argumentationen zu Social Media und Politik auseinandersetzten.
Wie bei den Jahrgängen zuvor wurden die Besuche bei NGOs vor Ort als Highlight des EPRIE-Austauschprogramms empfunden. In vier Gruppen besuchten die Teilnehmenden die Youth Support Center YSC Global School, Peace Boat, Voice Up Japan und Center For Minority and Mission (CMIM) um die Rolle und Möglichkeiten der sozialen Medien für die Arbeit von NGOs zu diskutieren. Nach den Besuchen trafen wir uns alle bei der Japan Association for Refugees (JAR) und Terahata Fumie, die an EPRIE 2017 teilgenommen hatte, führte uns in die Arbeit von JAR ein.
Zur Vorbereitung auf das Treffen mit den Alumni in Korea schauten wir uns den Film „Crossroads“ über das Schiffsunglück der Sewol-Fähre an, um den Kontext für die jüngste Geschichte der sozialen Bewegung in Südkorea nachzuvollziehen. Mit einer weiteren Session mit Präsentationen der Teilnehmenden wurde das Programm in Tokyo erfolgreich abgeschlossen.
Alumni-Workshop in Seoul und Paju, Südkorea
Die Tagung der Alumni begann für die zwanzig Ehemaligen bereits am 3. Juli 2019 in Seoul, Südkorea. Sie besuchten die NGO People’s Solidarity for Participatory Democracy und lernten mehr über den Einfluss von sozialen Medien und die Transformation der südkoreanischen Gesellschaft. Am 4. Juli trafen die Alumni auf die Teilnehmenden von EPRIE 2019 für das gemeinsame Seminar in Paju nahe der innerkoreanischen Grenze.
Mit Besuchen beim Democracy and Human Rights Memorial der Korea Democracy Foundation und der Odusan Aussichtsplattform konnten sie sich die Teilnehmenden und Alumni mit der Teilung und Geschichte Südkoreas befassen und austauschen. Letztere war auch Thema der Dokumentation „Crossroads“ von Neil George, der zu einer Diskussion über den sozialen Wandel in Südkorea eingeladen wurde.
Im Rahmen eines Workshops im Open Space Format zum Thema „The Future(s) of EPRIE“, der von Alumni organisiert wurde, hatten Teilnehmende und Alumni die Gelegenheit, sich mit ihren eigenen Interessen und Ideen einzubringen. In diesem Jahr standen auch Alumni weiterer Austausch-Programme als Beratende den Alumni Rede und Antwort um ihre Ideen zu realisieren. Der Open Space endete mit einer Handlungsplanung zur Umsetzung gemeinsamer Projektideen. Hierzu zählen unter anderem ein Festival in Berlin zu Migrationserfahrungen (#mygration) oder auch ein Forschungsprojekt zum Vergleich der Medienlandschaft und den Sozialen Medien in Ostasien.
Aus einigen Vorhaben entwickelten sich regionen- und jahrgangsübergreifende Projekte, die im Rahmen des EPRIE Project Fund (EPF) gefördert werden. Der EPF wurde im Frühjahr 2018 zusammen mit der Robert Bosch Stiftung erstmals aufgelegt um die Vernetzung der EPRIE Alumni auch über das Programm hinaus zu stärken. Ergebnisse dieser Förderung konnten in Paju von den fünf geförderten Projekten präsentiert werden.
Wir danken den Förderern und Unterstützern des Programms, insbesondere der Robert Bosch Stiftung, der Friedrich-Ebert-Stiftung in Japan und der Korea Democracy Foundation, dass sie die Durchführung des Programms 2019 ermöglicht haben.
Das Titelbild zeigt die Teilnehmenden von EPRIE 2019 gemeinsam mit Alumni in Paju, Südkorea, Foto: Tsukasa Yajima.