Bericht

Jahresrückblick 2017

Zum Ende des Jahres 2017 wollen wir mit einem Jahresrückblick auf die bewegten Monate zurückblicken und von unserer Arbeit berichten und einen Ausblick auf unsere Aktionen und Projekte im kommenden Jahr geben.

Erfolgreiche Kerzenscheindemonstrationen

Das Jahr begann mit einem geschichtsträchtigen Ereignis. Am Freitag, 10. März 2017, entschied das Verfassungsgericht in Seoul Präsidentin Park Geun-Hye ihres Amtes zu entheben. Es bestätigte die Amtsenthebung durch das Parlament und durch Millionen von Menschen, die für Demokratie auf die Straße gegangen sind und bei Kerzenscheindemonstrationen friedlich den Rücktritt der Präsidentin einforderten. Die beteiligten Bürgerinnen und Bürger wurden hierfür im Dezember mit dem Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet.

Die Kerzenscheindemonstrationen und die Aufgaben des neugewählten Präsidenten Moon Jae-in werden wir ausführlich im Korea Forum 2017 behandeln. Das Heft wird Anfang 2018 erscheinen. Wer sich für unser hochwertiges Magazin mit fundierten Hintergrundinformationen zu Geschichte, Politik, Gesellschafft und Kunst interessiert, kann dieses bereits jetzt per Mail vorbestellen: oder ein Abonnement abschließen. Mitglieder erhalten das Heft zum Erscheinungstermin kostenlos zugesandt.

Gerechtigkeit für die „Trostfrauen“!

Unmittelbar nach seinem Amtsantritt kündigte Moon Jae-in dem japanischen Premierminister die Annullierung der koreanisch-japanischen Vereinbarung zur „Trostfrauen“-Frage an. Seitdem ist jedoch nur wenig passiert. Am 27.12. 2017 soll nun endlich eine Stellungnahme der neuen Regierung verkündet werden.

Die AG „Trostfrauen“ im Korea Verband setzt sich seit zwei Jahren für eine Annullierung der Vereinbarung und Neuverhandlungen zur Lösung des Problems ein. 2017 haben wir viel erreicht, dass die Thematik auch hier bekannter wird und von deutscher Seite eine Lösung der „Trostfrauen“-Frage eingefordert wird: Im Rahmen eines Besuchs der Überlebenden An Jeom-Soon stellte die koreanische Community in Wiesent bei Regensburg die erste Friedensstatue in Deutschland auf. Wir organsierten für Frau An und die Delegation aus Suwon eine Veranstaltung in Kooperation mit Han-In Gemeinde in der Heilandskirche und eine Demonstration zum internationalen Weltfrauentag. Bei unserer jährlichen  Mahnwache zum Internationalen Gedenktag für die „Trostfrauen“ wurde mit der Performance „Lebende Statuen“ den Betroffenen aus 13 Ländern gedacht.

Zum Kirchentag in Berlin luden wir Ende Mai die Überlebende Gil Won-ok ein, um mit Opfern des IS über die Überwindung sexueller Gewalt in militärischen Konflikten zu diskutieren. Dies wurde auch im Rahmen unserer Konferenz „Sexuelle Gewalt in militärischen Konflikten“ am 2. Dezember  thematisiert, zu der Gil Won-ok trotz ihres hohen Alters nochmals anreiste. Bei einer Zeremonie würdigte sie sechs Parlamente für ihre Resolutionen zur „Trostfrauen“-Frage. Mit dem Filmmonat „Women’s Bodies as Battlefield“ im November  machten wir deutlich, dass es auch außerhalb Koreas viele Betroffene des „Trostfrauen“-Systems gibt.

Die sexuelle Gewalt während des Zweiten Weltkriegs und anderen militärischen Konflikten ist auch in Deutschland unzureichend aufgearbeitet. Für 2018 planen wir deshalb mit der Miniatur der Friedensstatue auch an Schulen zu gehen und Bildungsarbeit zu den „Trostfrauen“ zu leisten.

Nordkorea: Fire and Fury

Nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, herrschte zunächst Unsicherheit, wie dessen Regierung mit Nordkorea umgehen wird. Doch nachdem Nordkorea erfolgreich Interkontinentalraketen getestet hatte, die auch das amerikanische Festland erreichen könnten, eskalierten die Drohgebärden Nordkoreas und der USA. Ein militärischer Konflikt schien unmittelbar bevorzustehen. Der Korea Verband forderte in zahlreichen Interviews und einer Presseerklärung ein Ende der Provokationen und einen Neustart für den direkten Dialog. Wir beteiligten uns zudem an Demonstrationen wie der Menschenkette für Atomwaffenverbot, um die Bundesregierung, die USA und Nordkorea zur atomaren Abrüstung und zur Unterzeichnung des Atomwaffenverbots zu drängen.

Die Provokationen zwischen den USA und Nordkorea und die verschärften Sanktionen haben großen Einfluss auf die Arbeit von NGOs in Nordkorea. Bei einem Korea Madang berichtete Choi Hae-Kyung von Okedongmu von Projekten zur medizinischen Versorgung, Ernährungs- sowie Bildungsförderung nordkoreanischer Kinder, die derzeit nur noch schwer oder gar nicht mehr umgesetzt werden können. Leidtragende der Sanktionen sind abermals die Menschen in Nordkorea. Leider wird diesem Aspekt zu wenig Beachtung geschenkt, weshalb wir uns im Korea Forum 2017, das Anfang 2018 erscheinen wird, unter anderem der Arbeit von verschiedenen NGOs in Nordkorea unter verschärften Sanktionen vorstellen.

Austausch zwischen Asien und Europa

Internationale Verständigung ist ein Hauptanliegen des Korea Verbands, weshalb wir auch 2017 zahlreiche Begegnungen zwischen Asien und Europa realisiert haben. Unter dem Thema „Migration, Integration, and Belonging“ führten wir zum sechsten Mal unser EPRIE-Austauschprogramm durch, diesmal mit Stationen in Busan, Paju und Tokyo. 2018 wird das Programm in Europa durchgeführt und sich dem Populismus und der aktuellen Medienlandschaft widmen. Die Ausschreibung erfolgt bereits Anfang 2018.

In Kooperation mit der May 18 Memorial Foundation aus Gwangju und des Instituts für Geschichtswissenschaften der Humboldt Universität zu Berlin organisierten wir im Juni einen Workshop zu historischem Lernen in Deutschland und Südkorea im Rahmen eines Besuchsprogramms von Lehrerinnen und Lehrern aus Südkorea. Historisches Lernen in beiden Ländern stand bereits im Februar im Fokus unserer Tagung zur „Vermittlung von geteilter Geschichte“ in der Europäischen Akademie in Berlin. Im Rahmen einer öffentlichen Podiumsdiskussion diskutierten wir Probleme und Perspektiven des Schulunterrichts zur Teilungsgeschichte. Die Tagung wurde aufgezeichnet. Die Playlist der Videos haben wir hier eingebettet:

Im kommenden Jahr werden wir diese Diskussion im Rahmen einer Konferenz zu Feindbildern in geteilten Ländern fortsetzen und die Ergebnisse beider Tagungen in Buchform publizieren, um sie einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Aufarbeitung der Geschehnisse von Gwangju 1980

Die Ereignisse vom 18. Mai in Gwangju 1980 sind bis heute nicht vollständig aufgearbeitet. Deshalb kündigte Moon Jae-in nach seiner Wahl zum Präsidenten an, eine Untersuchungskommission einzurichten, die unter anderem klären soll, ob das Militär das Kommando gab, von Helikoptern auf die Demonstrierenden zu schießen und wer den ersten Schießbefehl gegeben hat.

Der Korea Verband widmete sich im zurückliegenden Jahr verstärkt den Ereignissen von Gwangju. Wir veröffentlichten unsere Übersetzung der Chronik zum 18. Mai und zeigten unsere Fotoausstellung „Gwangju 1980“ in der Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam und im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin. Bei spannenden Vorträgen berichteten der Fotograf Na Kyung-taek und der ehemalige ARD-Korrespondenten Jürgen Bertram von den damaligen Geschehnissen. Bei unserer Abschlussveranstaltung in Berlin diskutierten wir mit Gästen des Organisationskomitees der Kerzenbürger-Demonstrationen Park Jin, Park Seok Woon und Jang Ae-Jin über die Bedeutung Gwangjus für die Kerzendemonstrationen und die Protestbewegung in Südkorea. Wir freuen uns darauf die Ausstellung im kommenden Jahr auch in Hamburg zeigen zu können.

Unterstützen Sie uns

Wir möchten uns bei allen Menschen bedanken, die uns 2017 mit Engagement, Spenden und Förderungen unterstützt haben. Großer Dank gebührt auch unseren zahlreichen Kooperations- und Förderorganisationen. Ohne Sie hätten wir in diesem bewegten, aufregenden Jahr viele Aktionen und Projekte nicht realisieren können! Vielen Dank.

Wir hoffen, dass wir Sie durch unseren Bericht von unserem Engagement mit hoher Qualität und breiten Auswirkungsgrades überzeugen konnten. Auch im neuen Jahr 2018 wollen wir unseren Beitrag für den Dialog zwischen Korea und Europa leisten.

Wenn Sie unsere Arbeit in 2018 unterstützen möchten, so können Sie dies am besten mit einer Mitgliedschaft im Korea Verband. Sie ist der Grundbaustein für eine längerfristige Arbeit zu Korea. Auch einmalige Spenden sind herzlich willkommen! Weitere Informationen, wie Sie uns unterstützen können erfahren Sie hier:

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