Pressemitteilung des Korea Verbands zur Krise zwischen den USA und Nordkorea
18. August 2017
Nachdem Nordkorea erfolgreich Interkontinentalraketen getestet hatte, die auch das amerikanische Festland erreichen könnten, eskalierten die Drohgebärden Nordkoreas und der USA. Ein militärischer Konflikt schien unmittelbar bevorzustehen. Der Korea Verband verurteilt jegliche Provokationen von Seiten Nordkoreas und der USA und spricht sich gegen die anhaltende Militarisierung und atomare Aufrüstung in der Region aus. Wir fordern einen Neustart des direkten Dialogs zwischen Nordkorea, Südkorea und den USA und ein Ende der militärischen Provokationen und wirtschaftlichen Sanktionen.
Die aktuelle Eskalation muss vor dem Hintergrund verstanden werden, dass nach dem Ende des Koreakriegs 1953 zwischen Nordkorea und den USA ein Waffenstillstandsabkommen zustande kam, aber kein Friedensvertrag mit Südkorea existiert. Mit der konventionellen Aufrüstung des Südens, unterstützt durch die geballte Militärmacht der USA, konnte der Norden auf Dauer nicht Schritt halten. Deshalb haben die nordkoreanischen Machthaber ab 2008 die strategische Entscheidung getroffen, ein nukleares Arsenal als ultimative Sicherheitsgarantie aufzubauen.
Die Vereinten Nationen haben ihre Sanktionen gegen Nordkorea seit 2006 kontinuierlich verschärft, dennoch hat sich die Lage weiter zugespitzt. Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm konnte nicht gestoppt werden, die Sanktionen haben ihre Wirkung verfehlt. „Nur die Bevölkerung Nordkoreas leidet unter den Sanktionen“, so Nataly Jung-Hwa Han, Vorstandsvorsitzende des Korea Verbands. „Die internationale Staatengemeinschaft muss endlich die Wirksamkeit der Sanktionen hinterfragen.“ Statt den Druck auf Nordkorea weiter zu erhöhen, fordert der Korea Verband die Konfliktparteien zum Dialog auf.
Nordkorea hat den USA konkrete Bedingungen genannt, unter denen das Regime bereit ist, über ein Ende des Atom- und Raketenprogramms zu verhandeln. So verlangt Nordkorea die Reduzierung bzw. die völlige Einstellung der gemeinsamen Militärübungen der USA mit Südkorea, die Aushandlung eines Friedensvertrags mit den USA und den Abzug der US-amerikanischen Truppen aus Südkorea.
Um eine langfristige Deeskalation und Frieden in der Region zu erreichen, fordert der Korea Verband die folgenden nächsten Schritte:
- Der amerikanische Präsident Donald Trump und der nordkoreanische Führer Kim Jong-un müssen die verbalen Drohungen unterlassen. Die Provokationen zwischen den USA und Nordkorea drohen in einen Krieg zu münden. Wir verlangen ein sofortiges Ende der Aggressionen, um Frieden und Sicherheit in Nordostasien zu gewährleisten.
- Angesichts der bedrohlichen Lage, fordert der Korea Verband die Regierungen von Südkorea und den USA auf, die geplanten Militärübungen auszusetzen. Jährlich finden zwei große Militärübungen in unmittelbarer Nähe zu Nordkorea statt, Foal Eagle and Key Resolve und Ulchi Freedom Guardian. Die nächste Manöverübung Ulchi Freedom Guardian ist für den Zeitraum vom 21. bis 31. August 2017 geplant. Diese Übungen wären eine weitere Aggression gegen Nordkorea und sind deshalb abzusagen.
- Die USA hat mit der Stationierung des Raketenabwehrsystems THAAD (Terminal High Altitude Area Defense) in Seongju, Südkorea neue Tatsachen geschaffen. Die wiederholten Raketentests Nordkoreas müssen als Antwort auf diese Bedrohung verstanden werden. Auch China und Russland werden bedroht und reagieren mit Widerstand auf die Errichtung von THAAD. Somit spaltet es die Staaten der Sechs-Parteien-Gespräche. Um den multilateralen Dialog mit Nordkorea zu ermöglichen, fordern wir die Regierungen Südkoreas und der USA auf, die Stationierung des Raketenabwehrsystems THAAD sofort zu stoppen. Nur so können die Sechs-Parteien-Gespräche wiederaufgenommen und das Vertrauen Nordkoreas zu Südkorea und den USA aufgebaut werden.
- Die Sanktionen gegen Nordkorea haben versagt. Wir fordern die schrittweise Aufhebung der menschenunwürdigen Sanktionen gegen Nordkorea und eine stärkere Öffnung des Warenaustauschs zum Schutze der nordkoreanischen Zivilbevölkerung, die am stärksten unter den Sanktionen leidet.
- Der südkoreanische Präsident Moon Jae-in ist nun 100 Tage im Amt und zeigt Bereitschaft für Austausch und Dialog mit Nordkorea. Für eine langfristige Deeskalation und Beilegung des Konflikts muss Südkorea jedoch eine stärkere Rolle einnehmen. Statt mit den USA, muss Nordkorea direkt mit Südkorea über eine Beilegung des Konflikts und über eine militärische Abrüstung verhandeln. Die USA agieren im Konflikt immer wieder als Vormund Südkoreas. Der Korea Verband fordert ein Ende dieser Vormundschaft. Erst nach ersten innerkoreanischen Gesprächen sollen die Nachbarländer und die USA beteiligt und möglicherweise weitere, neutrale Staaten als Vermittler einbezogen werden.
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Ausgewählte Interviews zu Nordkorea
Phoenix: Nordkorea-Konflikt: Expertengespräch mit Nataly Jung-Hwa Han (11.08.17)
Phoenix Internationaler Frühschoppen: „Der unberechenbare Präsident – Ist Trump ein Sicherheitsrisiko für die Welt?“ (13.08.2017, mit Nataly Jung-Hwa Han)
ZDF Morgen Magazin: Nordkorea: „Wortfetzen können Kriege auslösen“ (15.08.2017)
Deutsche Welle Quadriga: Nordkorea: Diplomatie oder Krieg? (17.08.2017, mit Nataly Jung-Hwa Han)
Deutsche Welle Quadriga: North Korea: Diplomacy or war? (17.08.2017, mit Dahye Yim)
Weitere Informationen
Presseschau: Fire and Fury (11.08.2017, Korea Verband)
Das Titelbild zeigt die Joint Security Area, der Ort für die innerkoreanischen Verhandlungen (Quelle: Flickr)