Offener Brief, Trostfrauen

Offener Brief: Für die Errichtung der Friedensstatue in Freiburg

Der offene Brief zur Errichtung der Friedensstatue in Freiburg wurde vom Deutsch-Japanischen Friedensforum, der Deutschen Ostasienmission (DOAM), der Japanischen Fraueninitiative Berlin und dem Korea Verband initiiert und wendet sich an Dr. Dieter Salomon, Bürgermeister der Stadt Freiburg im Breisgau. Die Initiatoren sprechen sich für eine Errichtung der Friedensstatue aus, wie dies von den Bürgermeistern der Stadt Freiburg und ihrer Partnerstadt Suwon in Südkorea geplant war.

Den Offenen Brief haben wir unten im Originallaut ergänzt. Über den Hintergrund der Friedensstatue und ihrer geplanten Errichtung in Freiburg ist nachzulesen unter:

Offener Brief: Für die Errichtung der Friedensstatue in Freiburg

Berlin, 23. September 2016

Sehr geehrter Herr Dr. Dieter Salomon,
Oberbürgermeister der Stadt Freiburg im Breisgau,

mit Freude erfuhren wir von Ihrer geplanten Errichtung der Friedensstatue im Zentrum der Stadt Freiburg im Breisgau, die durch Ihre Städtepartnerschaft mit Suwon, Südkorea ermöglicht wurde. Die Friedensstatue stellt im öffentlichen Raum ein starkes Symbol für Versöhnung und Aufarbeitung sowie ein Mahnmal gegen die Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg, gegen das Vergessen und gegen sexuelle Gewalt im Krieg dar. Nach Errichtungen in Südkorea, in den USA, Kanada und Australien wäre die Friedensstatue in Freiburg die erste in Europa, ein weiterer zentraler Schritt den „Trostfrauen“ zu gedenken, Versöhnung zu fördern und sexuelle Gewalt in Kriegen international zu verurteilen.

Leider mussten wir nun feststellen, dass Sie mittlerweile Ihre ehrenvollen Pläne aufgegeben haben, was wir zutiefst bedauern. Wir hätten Ihnen gerne unsere ganze Unterstützung zugesagt und uns für die Errichtung der Friedensstatue ausgesprochen. Wir wollen zusammen unsere Stimme gegen sexuelle Gewalt erheben, ein Verbrechen das nicht nur in der Vergangenheit liegt, sondern auch heute in bewaffneten Konflikten allgegenwärtig ist.

Die Friedensstatue in Seoul vor der japanischen Botschaft (Foto von Tsukasa Yajima)
Die Friedensstatue in Seoul vor der japanischen Botschaft (Foto von Tsukasa Yajima)

Mit der koreanisch-japanischen Vereinbarung vom 28. Dezember 2015 wurde verkündet, die „Trostfrauen-Frage“ sei „endgültig und unwiderruflich“ gelöst. Seit dieser Vereinbarung schwebt die Friedensstatue vor der japanischen Botschaft in Seoul, Südkorea in Gefahr entfernt zu werden – gegen den Willen der Opfer und der Zivilbevölkerungen. Die Erinnerung und das Gedenken an die „Trostfrauen“, die nach heutiger Kenntnis in mehr als dreizehn Ländern sexuell versklavt wurden, würden damit aus der Öffentlichkeit verschwinden. Dieser Teil der Geschichte darf nicht gelöscht werden. Denn die Statue erinnert nicht allein an koreanische Frauen, sondern verkörpert das Leiden der Frauen aus ganz Asien, die im Zweiten Weltkrieg Opfer sexueller Gewalt des japanischen Militärs wurden. Die mutigen Zeitzeuginnen, die heute in hohem Alter als Aktivistinnen nicht nur in Korea, sondern auch auf den Philippinen, in Taiwan, China, Indonesien, den Niederlanden oder in Osttimor tätig sind, bilden große Vorbilder für nachfolgende Generationen.

Sie sind zu selbstbewussten Vorkämpferinnen geworden, welche als Zeuginnen der historischen Wahrheit auf der ganzen Welt auftreten und Frauenmenschenrechte und Frieden einfordern. Somit wurde z.B. der Schmetterlingsfond in Südkorea gegründet, dem edlen Wunsch der Überlebenden folgend, weiblichen Opfern in Kriegen zu helfen. Erste Mittel des Schmetterlingsfonds fließen an Opfer aus dem Kongo und Vietnam. Südkoreanische Soldaten kämpften von 1964 bis 1973 im Vietnamkrieg und wurden dort selbst zu Tätern. In dieser Zeit wurden Massaker an zahlreichen Zivilpersonen und Vergewaltigungen durch koreanische Soldaten verübt. Der Schmetterlingsfond gewährt den Vergewaltigungsopfern des südkoreanischen Militärs und ihren Nachkommen Hilfe zum Lebensunterhalt.

Der 10. Dezember 2016, der Tag der Menschenrechte wäre ein bedeutsamer Anlass gewesen die Friedensstatue in Freiburg im Breisgau zu errichten. Mit der Errichtung würden Sie ein wesentliches Zeichen für die Aufarbeitung kriegerischer Vergangenheiten setzen. Sie könnten einen Dialog zwischen und mit Ihren Partnerstädten initiieren, der dazu helfen kann, eine echte Versöhnung zwischen den Ländern zu befördern. Die Friedensstatue stellt unseres Erachtens keinen politischen Spielball dar, sondern ein ehrliches Zeichen für die Versöhnung und für die Ehrung von mutigen Überlebenden, die ihre Scham überwanden, sich öffentlich zu zeigen. Es bedeutet keinesfalls ein Zeichen gegen die japanische Bevölkerung. Wir hätten Ihnen nur zu gerne unsere ganze Befürwortung, Kraft und Unterstützung gegeben. Die Stadt Freiburg im Breisgau, die als Stadt des Umweltschutzes Weltruhm genießt, hätte in der Zukunft auch für ihren Einsatz für Frauen- und Menschenrechte bekannt werden können. Wir bitten Sie, Ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken.

Mit freundlichen Grüßen

Deutsch-Japanisches Friedensforum e.V.
Deutsche Ostasienmission (DOAM)
Japanische Fraueninitiative Berlin
Korea Verband e.V.

Mitunterzeichnende:
Solidarität der Koreaner in Europa
Koreanische Arbeitergruppe in Deutschland
Informationszentrum Dritte Welt
Menschenrechte 3000 e.V.

Kontaktadresse:
KOREA VERBAND
korea kommunikations & forschungszentrum
Rostocker Str. 33
10553 Berlin, Germany
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Model der Friedensstatue bei einer Kundgebung in Berlin (Foto: Tsukasa Yajima)
Model der Friedensstatue bei einer Kundgebung in Berlin (Foto: Tsukasa Yajima)

Das Titelbild und Bilder in diesem Beitrag stammen von Tsukasa Yajima