Die Gewerkschaft des Mahle Behr Unternehmens in Korea kämpfte gegen die miserable Lage der Beschäftigung in dem Unternehmen. Seit Oktober 2015 protestierten die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter gegen unwürdige Arbeitsbedingungen und für eine Lösung von Konflikten. Die Firma griff zu illegalen und einschüchternden Maßnahmen um den Betrieb weiterlaufen zu lassen. Seitens der Firma wurden:
- Löhne gekürzt
- Gewerkschaftlich Organisierte diskriminiert (auch körperliche Gewaltanwendung)
- Streikbruch organisiert und dabei
- Schüler illegal als Streikbrecher eingesetzt
- Verhandlungen verweigert
- die Verantwortung zwischen der Zentrale in Stuttgart und der Werksleitung hin- und hergeschoben
Der Korea Verband unterstützte zusammen mit dem Solidaritätskomitee den Streik und Hungerstreik bei Mahle Behr Korea. Wir halfen bei der Vermittlung zwischen der deutschen Firmenzentrale in Stuttgart, dem Tochterunternehmen in Busan und der Gewerkschaft. Am 18. März 2016 kam es zu einer Einigung.
Mahle Behr in Korea
Der MAHLE Konzern ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Stuttgart, das sich als Zulieferer für Automobilfirmen auf die Anfertigung von Motorsystemen, Filtration, Elektrik/
Mechatronik und Thermomanagement spezialisiert hat. Mahle gehört zu den führenden weltweit führenden Unternehmen in der Branche und zählt 75.000 Mitarbeiter_Innen in einem global verzweigten Netz. 2015 erwirtschaftete der Konzern einen geschätzten Umsatz von 11,5 Mrd. Euro.
Am Standort Korea gibt es zwei Niederlassungen des Mahle Konzerns. Einmal MAHLE Donghyun Filter Systems Co., wo in den Produktionsstätten in Hwasung und Ulsan seit 1982 Filtersysteme für die koreanische Automobilindustrie hergestellt werden. 2011 beschäftigte das Unternehmen 500 Mitarbeiter.
Etwas jünger ist die Firma Mahle Behr Korea Inc., im März 2007 gegründet mit 200 Mitarbeitern, 100 davon Fabrikarbeiter. Die Hauptverwaltung sitzt in Seoul, produziert wird in Busan. Mahle Behr Korea ist ebenfalls auf dem koreanischen Markt vertreten mit der Zulieferung von Airconditioning- und Motorkühlprodukten an Renault Samsung Motors (RSM) und GM Korea.
Die wichtigen Daten und Geschehnisse in chronologischer Reihenfolge
- Mai 2015: Gründung der Gewerkschaft: Korean Metal Workers‘ Union (KMWU) (entspricht der IG Metall in Deutschland) mit 48 Mitgliedern.
- Juli 2015: Gründung einer zweiten Gewerkschaft durch die Firma.
- Oktober 2015: Beginn des Streiks der Gewerkschaft (KMWU) für eine Lohnerhöhung und bessere Arbeitsbedingungen.
- Seit November 2015 erhalten alle Arbeiter, außer den Mitgliedern der Gewerkschaft (KMWU), einen Gehaltszuschlag von 30% oder 50%, was etwa 73-600 Euro im Monat ausmacht. Die Gewerkschaftsmitglieder litten doppelt: Erstens aufgrund des Ausfalls der Gehälter, des Weiteren wegen der ungleichen Behandlung. Der Fall wurde am 15.02.2016 von der Aufsichtsbehörde zur Überwachung von Arbeiterrechten als Unrecht verurteilt, von Mahle Behr Korea Inc. kam jedoch keine Reaktion. Jetzt hat die Firma beschlossen, Revision einzulegen.
- Im Oktober 2015 holte Mahle Behr Korea Inc. 15 Schülerpraktikanten aus den umliegenden Schulen um die fehlenden Arbeitskräfte zu ersetzen (im vorherigen Jahr gab es einen einzigen Schülerpraktikanten).
- Am 16.12.2015 schritt das Erziehungsamt des Kultusministeriums ein und veranlasste, dass alle Schüler zurück zur Schule gingen.
- Am 24.12.2015 wurden erneut 13 Schüler als „Werkschüler“ bei Mahle Behr Korea Inc. angestellt. Seitdem arbeiten sie zum Teil mehr als acht Stunden wochentags oder auch am Wochenende.
- Am 25.12.2015 erstattete das Erziehungsamt des Kultusministeriums bei der Aufsichtsbehörde zur Überwachung von Arbeiterrechten Anzeige gegen Mahle Behr Korea. Inc., wegen illegaler Vertretungsarbeit durch Schüler.
- Am 07.01.2016 erklärte die Aufsichtsbehörde, dass Mahle Behr Korea. Inc. mit der Vertretungsarbeit durch die Schüler gegen koreanische Gesetze verstößt. Trotzdem wurden die Schüler weiterhin dort beschäftigt (Stand 29.02.2016).
- Am 25.01.2016 schrieb die Gewerkschaft (KMWU) zusammen mit vierzehn Bürgerinitiativen einen Brief an den Mahle Konzern in Deutschland. Der Brief legt die Missstände in Korea offen.
- 01.2016: Antwort der Konzernzentrale in Stuttgart, dass dies eine Angelegenheit der Ländergesellschaften sei.
- Am 12.02.2016 schrieb der Europäische Betriebsrat von Mahle Behr eine Solidaritätsbekundung an die Gewerkschaftler der Korean Metal Workers‘ Union.
- Seit dem 15.02.2016 befindet sich der Vertrauensmann der Gewerkschaft, Joohi Im, im Hungerstreik auf dem Firmengelände. Trotz seines kritischen Gesundheitszustands setzt er den Hungerstreik fort (Stand 06.03.2016). Seine Forderungen lauten: Einhaltung der von beiden Seiten beschlossenen Lohnerhöhung, Anerkennung der Gewerkschaft Korean Metal Workers‘ Union und eine Kollektivverhandlung. Von Seiten Mahle Behrs Korea Inc. wird der Hunger-streik kritisiert, da er gegen das koreanische Gesetz und die Firmenvorschriften verstößt, weshalb die Firma ihm nun mit strengen Strafmaßnahmen droht.
- Am 16.02.2016, dem 22. Verhandlungstag, brachen die Firmenvertreter die Sitzung nach sechs Minuten ab. Sie stellten drei Bedingungen als Voraussetzung für die Fortsetzung der Verhandlung:
- Abbau des als Büro der Gewerkschaft genutzten Zeltes auf dem Firmenparkplatz;
- Beendigung der Ein-Mann-Demonstration vor der Wohnung des Fabrikdirektors Sanguh Im;
- Unterlassung von Demonstrationen außerhalb des Firmengeländes, sowie Maß-nahmen gegen die Firma in der Öffentlichkeit.
- Am 29.02.2016 schrieb die Gewerkschaft (KMWU) eine Antwort auf das Schreiben der deutschen Mahle Konzernzentrale vom 27.01.2016. Der Brief enthält die Frage, welche von beiden Seiten nun die Wahrheit sagt, da die deutsche Konzernzentrale im letzten Brief den Konflikt als Angelegenheit der Ländergesellschaft dargestellt hat, während Mahle Behr Korea. Inc. bei jeder Verhandlung auf die deutschen Konzernzentrale verweist. Das Schreiben liegt bei.
- Am 10. März 2016 erhielt die Gewerkschaft (KMWU) eine Antwort der deutschen Konzernzentrale, in der sie erneut auf eine interne Klärung in Fragen Gehaltserhöhungen hinweist, die Verantwortlichkeit also als Subjekt der koreanischen Tochterfirma darstellt.
Am 18. März wurde verkündet, dass die Gewerkschaft und das Unternehmen wieder verhandeln. Beide Parteien befinden sich wieder im Gespräch. Der Streik und der Hungerstreik sind seitdem beendet.
Pressemappe
Wir haben alle wichtigen Informationen zum Streik, zu den Forderungen der Gewerkschaft, sowie den Schriftverkehr zwischen Gewerkschaft und Unternehmen in einer Pressemappe zusammengefasst (Stand vom 11.03.2016). Diese können Sie hier herunterladen:
Download Pressemappe