Am 28.12.2015 wurde die japanisch-koreanische Vereinbarung zur „Trostfrauen-Frage“ verabschiedet. Wir haben in diesem Beitrag verschiedene Pressemeldungen zusammengefasst und verweisen insbesondere auf die kritischen Stimmen in den Medien. Darunter befinden sich auch drei Interviews mit der Vorstandsvorsitzenden des Korea Verbands, Nataly Jung-Hwa Han. Ebenso haben wir den Wortlaut der getroffenen Vereinbarung ergänzt, den Prof. Dr. Reinhard Zöllner aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt hat.
Deutschsprachige Pressemeldungen
- FAZ: Japan entschädigt Zwangsprostituierte, 28.12.2015
- Zeit Online: Japan entschuldigt sich bei den „Trostfrauen“, 28.12.2015,
- Süddeutsche: Japan und Südkorea legen Streit über Zwangsprostitution bei, 28.12.2015
- derStandard.at: Spätes Recht für Koreas verschleppte „Trostfrauen“, 28.12.2015
- taz: Späte Gerechtigkeit, 28.12.2015
- neues deutschland: Späte Entschuldigung für Sexsklaverei, 29.12.2015,
- Tagesspiegel: Japan und Südkorea einigen sich im Streit um Sexsklavinnen, 28.12.2015
- Deutsche Welle: Japan und Südkorea: Durchbruch im Streit über „Trostfrauen“, 28.12.2015
- NZZ: Trost für die letzten „Trostfrauen“, 28.12.2015
Kritische Stimmen
- Taz: „Trostfrauen“ lehnen Trostpflaster ab, 30.12.2015
- KAS: Ende der Eiszeit? Japan und Südkorea verständigen sich auf Hilfsfonds für Zwangsprostituierte, 29.12.2015
- SFR: „Die Aufarbeitung der ‚Trostfrauen‘ muss in Japan geschehen“, Interview mit Nataly Jung-Hwa Han, 30.12.2015
- taz: Kaum mehr als bitterer Trost, 29.12.2015
- Deutschland Kulturradio: „Trostfrauen“- Japan will südkoreanischen Zwangsprostituierte entschädigen. Interview mit Nataly Jung-Hwa Han, 28.12.2015:
- Radio-z: „Ab jetzt sollen alle Beteiligten den Mund halten“: Eine Kritik am japanisch-südkoreanischen Abkommen zu „Trostfrauen“/Zwangsprostitution in Japans Militärbordellen des 2. Weltkriegs: Ein Interview mit Nataly Jung-Hwa Han, 29.12.2015
- NZZ: Kleiner Trost für „Trostfrauen“, 28.12.2015
- derstandard.at: Südkoreanische Zwangsprostituierte lehnen Abkommen mit Japan ab, 04.01.2016
- Süddeutsche Zeitung: Eine Umkehr von historischer Dimension, 28.12.2015
- Stuttgarter Zeitung: Halbherzige Einigung um die „Trostfrauen“, 291.2.2015
- Südwest Presse: Sexsklaverei im Zweiten Weltkrieg: Ein schlechter Trost, 29.12.2015
Internationale Presse
- The New York Times: Japan and South Korea Settle Dispute Over Wartime ‘Comfort Women’, 28.12.2015
Wortlaut der Vereinbarung
Die Vereinbarung wurde in zwei Erklärungen der jeweiligen Außenminister Japans und Südkoreas getroffen und festgehalten. Prof. Dr. Reinhard Zöllner der Universität Bonn hat die Dokumente übersetzt und freundlicherweise auf seinem Blog zur Verfügung gestellt.
Erklärung des südkoreanischen Außenministers zur Trostfrauenfrage
(1) Die südkoreanische Regierung würdigt die Erklärung der japanischen Regierung und die Anstrengungen, die zur diesmaligen Erklärung geführt haben. Unter der Voraussetzung, daß die japanische Regierung die oben unter (2) erklärten Maßnahmen getreu umsetzt, stellt sie gemeinsam mit mit der japanischen Regierung fest, daß dieses Problem endgültig und unumkehrbar gelöst wird. Die südkoreanische Regierung unterstützt die japanische Regierung bei der Durchführung dieser Maßnahmen.
(2) Die südkoreanische Regierung nimmt zur Kenntnis, daß die japanische Regierung hinsichtlich der vor der japanischen Botschaft in Südkorea befindlichen Frauenstatue unter den Gesichtspunkten der öffentlichen Sicherheit und der Wahrung der Würde besorgt ist, und wird sich als südkoreanische Regierung bemühen, durch Beratungen mit den betroffenen Vereinigungen über mögliche Anpassungen eine angemessene Lösung zu finden.
(3) Die südkoreanische Regierung und die japanische Regierung verzichten, unter der Voraussetzung, daß die dieses Mal von Japan angekündigten Maßnahmen umgesetzt werden, darauf, hernach in den Vereinten Nationen oder in der Völkergemeinschaft einander wegen dieses Problems zu tadeln oder zu kritisieren.
[Seoul, 28.12.2015 — Yun Byunse]
Aus dem Japanischen von Reinhard Zöllner.
Erklärung des japanischen Außenministers zur Trostfrauenfrage
(1) Die Trostfrauen-Frage hat, unter Beteiligung der damaligen Armee, Ehre und Würde zahlreicher Frauen zutiefst verletzt. Unter diesem Gesichtspunkt fühlt sich die japanische Regierung schmerzlich verantwortlich.
Ministerpräsident Abe spricht als Ministerpräsident von Japan erneut allen Personen gegenüber, die als Trostfrauen viele Leiden und Schmerzen erfuhren und an Leib und Seele schwer heilbare Wunden davontrugen, von ganzem Herzen die Bitte um Entschuldigung und das Gefühl selbstkritischer Reue aus.
(2) Die japanische Regierung, die sich auch bisher dieses Problems ernsthaft angenommen hatte, ergreift jetzt auf der Grundlage dieser Erfahrungen aus dem Haushalt der japanischen Regierung Maßnahmen, welche die seelischen Wunden aller ehemaligen Trostfrauen heilen sollen. Konkret wird die südkoreanische Regierung eine Stiftung errichten, die den ehemaligen Trostfrauen Unterstützung leisten soll und für welche aus dem japanischen Regierungshaushalt einmalig Kapital aufgebracht wird; beide Regierung führen in Zusammenarbeit Projekte durch, um die Ehre und Würde der ehemaligen Trostfrauen wiederherzustellen und ihre seelischen Wunden zu heilen.
(3) Die japanische Regierung stellt zugleich mit der obigen Erklärung fest, daß unter der Voraussetzung der getreuen Umsetzung der oben unter (2) genannten Maßnahmen durch diese Erklärung dieses Problem endgültig und unumkehrbar gelöst wird.
Zudem verzichten die japanische Regierung und die südkoreanische Regierung darauf, hernach in den Vereinten Nationen oder in der Völkergemeinschaft einander wegen dieses Problems zu tadeln oder zu kritisieren.
[Seoul, 28.12.2015 — Kishida Fumio]
Aus dem Japanischen von Reinhard Zöllner.
Titelbild: Die japanische Regierung verlangt von der südkoreanischen Regierung, dass die Mädchenstatue für den Frieden vor der japanischen Botschaft geräumt wird. Dies birgt viele Konflikte mit der Zivilgesellschaft, Quelle: Flickr