am Samstag, den 19. November 2011 um 15:00 Uhr
in den Räumen des Korea-Verbandes e.V.
Rostocker Str. 33, 10553 Berlin
(Nähe S-Bahnhof Beusselstr.)
pansori gilt als eine der repräsentativsten Musiktheatertraditionen Koreas. Ein Solo-Sänger trägt zur Begleitung eines einzelnen Trommlers singend, sprechend und schauspielend traditionelle Erzählungen vor, für ein Publikum, das sich mit ‚lobenden Zwischenrufen‘ (kor. chuimsae) aktiv an der Aufführung beteiligt. Beim rhythmischen Ausrufen der chuimsae, ebenso wie beim gebannten gemeinsamen Innehalten in Augenblicken höchster Stimm-Ekstase, kann es zu körperlichen Erfahrungen von Verbundenheit kommen. Gegenüber den vorgetragenen Erzählungen, die den meisten Zuhörern ohnehin bekannt sind, machen diese markanten wie flüchtigen ‚Wir-Momente‘, die in der modernen Gesellschaft immer seltener zu erleben sind, den anhaltenden Reiz von pansori aus.
Anhand von Beispielen unterschiedlicher Aufführungsarten – Meistersänger im Nationaltheater, ‚touristische‘ Potpourris an historischen Stätten, experimentelle pansori-Adaptionen von Brecht-Stücken – möchte Jan Creutzenberg einige Überlegungen dazu anstellen, wie sich solche Gemeinschaftserfahrungen äußern und auf welche Umständen sie zurückzuführen sind. Denn obwohl Wir-Momente individuell erfahren werden und sich im Einzelfall stark unterscheiden können, spielen dabei auch der Kontext, d.h. Ort und Zeit der Aufführung, Bühnengestaltung, Kostümierung etc. eine wichtige Rolle. Und nicht zuletzt hängt das Aufführungserlebnis von der Publikumszusammensetzung ab, weshalb für Gastspiele in Deutschland andere Bedingungen gelten als für pansori-Aufführungen in Korea.
Im Anschluss an diese theoretischen Überlegungen wird Jan Creutzenberg dann mit dem pansori-Experten Matthias Entreß, der zahlreiche Vorführungen in Europa organisiert hat, aus Produzenten- und Zuhörersicht diskutieren, wie pansori für ein ausländisches Publikum präsentiert werden kann. Was interessiert ein Publikum in Deutschland an pansori? Welche Probleme – aber auch Chancen – ergeben sich, wenn nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Zuhörer mit den Konventionen des Genres und den Erzählungen vertraut sind? Ziel ist es, im Gespräch mit dem Publikum, Antworten auf diese Fragen zu finden und dabei der universalen Faszinationskraft von pansori in ihrer lokalen Ausformung auf die Spur zu kommen.
Jan Creutzenberg promoviert an der Freien Universität Berlin über pansori und das koreanische Gegenwartstheater und bereitet sich gerade auf einen längeren Korea-Aufenthalt vor. In seinem Blog seoulstages.wordpress.com berichtet er auch zukünftig von seinen Theatererfahrungen und stellt wissenschaftliche Ansätze zu pansori und anderen Themen vor.
Matthias R. Entreß hat Theaterwissenschaft an der Freien Universität studiert und arbeitet als freier Musikjournalist in Berlin vor allem für diverse Radiosender. Als Musikkurator setzt er sich für eine weitestgehend authentische Aufführung koreanischer traditioneller Musik ein, darunter auch pansori, dessen Texte er 2005 als Mitübersetzer und Herausgeber bereits auf Deutsch veröffentlicht hat.
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