Am Donnerstag, den 23.Oktober 2008, um 19 Uhr findet der 14. Korea-Madang mit Unterstützung des Korea Literature Translation Institute im Literaturhaus Berlin statt. Diesmal laden wir BAE Su-Ah, eine der ungewöhnlichsten zeitgenössischen Autorinnen aus Südkorea ein und reflektieren die Wirklichkeiten unserer oft der Zwischenmenschlichkeit entbehrenden Modernität und Materialität in den Gesellschaften.
„WirklichkeitsRisse“
Moderation: Katharina Borchardt (SWR 2)
Sprecherin: JEONG Ok-Hee
Dolmetscherin: HAN Nataly Jung-Hwa
BAE Su-Ah, 1965 in Seoul geboren, debütierte 1993 mit ihrer ersten Erzählung Dunkles Zimmer und gilt heute als eine der eigenwilligsten Autorinnen ihrer Generation. Anders als einige ihrer Mitstreiterinnen, die polemisierend und offenkundig die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern einfordern, ist sie ihrem abstrakten und ästhetischen Stil treu geblieben, ohne ihren kritischen Blick auf die Gesellschaft zu verlieren. Seit ihrem Debüt veröffentlichte BAE zahlreiche Romane und Erzählungen (insgesamt 16 Bände). Ungewöhnlich wie ihr Lebenslauf – Studium in Chemie an der Ehwa Womens University und ihrer zehnjährigen Beamtenlaufbahn im Verteidigungsministerium – ist auch ihr Schreibstil: mal nüchtern, beinah holprig, mal zynisch, doch poetisch virtuos. Die sich hinter einer Materialität aufzeigende tiefgründige und kalte Weltanschauung und damit einhergehende Bitterkeit gegenüber der Welt trifft auf Traumsequenzen und außerirdische Phantasien, kreativer Protest gegen das spießige Kleinbürgertum und die immer noch autoritätere Gesellschaftsordnung in Südkorea.
Nicht nur in ihrer Romanwelt ist BAE eine Grenzgängerin, sondern auch in ihrem tatsächlichen Leben. Seit 2002 pendelt sie über die nationalen Grenzen hinweg zwischen Deutschland und Korea. Ihre Fremderfahrungen bei diesen längeren Aufenthalten in Deutschland bereichern die Stoffe in ihren neuen Werken und verschärfen ihren Schreibstil.
Cheol-Su ist eines der Lieblingswerke der Autorin, welches sie für die Lesung ausgewählt hat. Der kurze Roman positioniert sich zwischen ihren frühen und den späten Werken, in denen ihr abstrakt fragmentarischer Stil vervollkommnet wird. Als ein Schlüssel zum Verständnis für ihr gesamtes Oeuvre zu verstehen, ist die Lesung die erste exklusive Gelegenheit, einen Auszug in deutscher Sprache zu hören, da dieses Werk bislang unübersetzt geblieben ist.