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Unerhörtes sichtbar machen – 25 Jahre Korea Forum
14. Dezember 2016, 19:00 - 22:00
FreeStaatliches Unrecht ist in Südkorea noch immer nicht gründlich aufgearbeitet. Die Präsidentin Park Geun-Hye lässt ihren Vater Park Chung-Hee landesweit mit Statuen verherrlichen und Geschichtsbücher umschreiben, statt mit seinen Übeltaten zu brechen. Sie bedient sich seiner Methoden, wenn sie gegen vermeintliche Kommunisten hetzt und kritische Stimmen ausschaltet. Warum hat die Bevölkerung sich nicht schon viel früher gegen sie aufgelehnt? Wie konnte diese Diktatorentochter überhaupt zur Präsidentin gewählt werden?
Bei unserer Gesprächsrunde am 14. Dezember wollen wir der Frage nachgehen, wie erlittenes Unrecht trotz repressiver Regierungen aufgearbeitet werden kann. Kim Jung-Jin aus Südkorea spricht über das Schicksal ihres Vaters, das sie in einem Kurzfilm verarbeitet hat. Er wurde vom Park-Chung-Hee-Regime verdächtigt zusammen mit anderen jungen Männern, eine kommunistische Partei namens Inhyeokdang gegründet zu haben, und ohne Widerspruch einreichen zu können hingerichtet. Die Pfarrerin Dorothea Schweizer aus Deutschland wird als Zeitzeugin berichten. Sie unterstütze damals die Betroffenen in Südkorea, bildete eine Brücke nach Deutschland und machte das Unerhörte sichtbar. Anliegen, die sich der Korea Verband in seiner kritischen Berichterstattung seit 25 Jahren zur Aufgabe macht.
Die Veranstaltung bietet auch besondere künstlerische Highlights. Wir zeigen Park Kun-Woongs Manhwa »1 Minute«, musikalisch untermalt von SungEun Jin. Kim Jung-Jin stellt ihren Kurzfilm „3 Tage“ vor und Fang-Yu Chung spielt das Stück »Salomo« von Isang Yun.
Zeit: 14. Dezember 2016, 18.30 – 22.00 Uhr
Ort: Werkstatt der Kulturen, Wissmannstraße 32, 12049 Berlin
Anmeldung: Wir bitte um Anmeldung über das unten stehende Anmeldeformular oder per Mail an mail@koreaverband.de.
Programm
18:30 | Einlass |
19:00 – 19:10 | Begrüßung durch Nataly Jung-Hwa Han (Korea Verband) |
19:10 – 19:20 | Screening des Manhwa »1 Minute« von Park Kun-Woong begleitet von dem Stück »Halo of the Moon«, gespielt auf einer Handpan von SungEun Jin |
19:20 – 19:35 | Dokumentarfilm »Drei Tage« (2015, 15 Min.) von Kim Jung-Jin, Tochter von Kim Yong-Won, eines der acht hingerichtete Männer |
19:35 – 20:45 | Gesprächsrunde mit der Pfarrerin Dorothea Schweizer und Kim Jung-Jin, moderiert von Rainer Werning (Freier Journalist), gedolmetscht von Nataly Jung-Hwa Han Anschließend Q&A |
20:45 – 20:55 | Grußwort: Walter-Wolfgang Sparrer, Internationale Isang Yun Gesellschaft Isang Yun: »Salomo« für Altflöte solo (1977/78) Flötistin Fang-Yu Chung |
20:55 – 21:00 | Schlusswort: Yann Werner Prell (Korea Verband) |
Anschließend Jubiläumsfeier im Foyer mit Musik, Videos und koreanischem Büffet. Park Sojin wird ihre Mode und Hong Eunah ihre Bilder präsentieren. Bei unseren Büchertischen können Sie die Jubiläumsausgabe des Korea Forums vergünstigt erwerben, an einer Verlosung teilnehmen und besondere Weihnachtsgeschenke erstehen.
Anmeldeformular
Auf dem Podium
Kim Jung-Jin ist Tochter von Kim Yong-Won, einer der acht hingerichteten Männer, die verdächtigt wurden die kommunistische Partei Inhyeokdang gegründet zu haben. Das Schicksal der acht Männer hat sie ihrem Dokumentarfilm »Drei Tage« verarbeitet.
Dorothea Schweizer ist Pfarrerin und war von 1975-85 und 1989-91 über Evangelische Mission in Solidarität (EMS) als ökumenische Mitarbeiterin in der Presbyterianischen Kirche in Südkorea. Sie nahm in dieser Zeit aktiv am Widerstand koreanischer Christinnen und Christen gegen die Diktaturen und Menschenrechtsverletzungen teil. Neben der Begleitung der von den Regimen verfolgten Familien leistete sie Informationsarbeit für Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), EMS und für die Deutsche Ostasienmission (DOAM).
Dr. Rainer Werning ist Politikwissenschaftler und Publizist mit dem Schwerpunkt Ost- und Südostasien, ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen zum Thema. Er ist u.a. Korea- und Philippinen-Dozent der Akademie für Internationale Zusammenarbeit (AIZ, Bad Honnef) sowie Lehrbeauftragter am Fachbereich Kultur- und Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück.
Mitwirkende Künstlerinnen und Künstler
SungEun Jin ist Handpan-Künstler. Daneben interessiert er sich für viele weitere Arten von Percussions. Heute gilt Jin als einer der ersten Handpan-Spieler Asiens und spielt weltweit auf zahlreichen Konzerten sowie Festivals.
sungeunjin.bandcamp.com
Fang-Yu Chung begann mit acht Jahren Flöte zu spielen. Ab 2009 studierte sie bei Roswitha Staege und ab 2016 bei Werner Tast an der Universität der Künste in Berlin. 2015 war sie Mitglied der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals. 2016/17 spielt sie in der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Schönebeck.
Park Sojin ist Modedesignerin und Illustratorin in Berlin. Sie absolvierte ihr Studium an der Esmod Berlin International Academy of Fashion mit der Auszeichnung „Die Goldene Nadel“. Derzeit stellt sie ihre Kollektionen u. a. bei „Pop Up Fashion Berlin“ im Bikini Berlin und „Studio 183“ in Mitte aus.
www.assembledhalf.com
Hong Eunah studierte Malerei an der Chu-gye Universität für Künste in Seoul und an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seither stellte sie in verschiedenen Ausstellungen ihre Werke aus. Derzeit lebt und arbeitet sie in Berlin.
www.hongeunah.com
Über den Inhyeokdang-Vorfall
Am 9. April 1975 wurden in Südkorea acht unschuldige Männer 18 Stunden nach ihrer Verurteilung hingerichtet. Ihnen wurde vorgeworfen die kommunistische Gruppierung Inhyeokdang (Revolutionäre Volkspartei) gegründet zu haben. Erst 2002 konnte eine Untersuchungskommission, die von Präsident Kim Dae-Jung ins Leben gerufen wurde, die Vorwürfe widerlegen. Wie sich herausstellte hatte die Inhyeokdang nie existiert. Die Korean Central Intelligencey Agency (heute National Intelligence Service, NIS) hatte Beweise fabriziert und die Aussagen der Hingerichteten unter Folter erpresst. Die acht Männer wurden Opfer einer Hexenjagd gegen Kommunisten unter dem damaligen Diktator Park Chung-Hee. Die Angehörigen erhielten 2007 in einem Wiederaufnahmeverfahren Entschädigungszahlungen für die schweren Menschenrechtsverletzungen.
Doch wer denkt, dass die Familien dadurch auch sozial rehabilitiert wurden, liegt falsch. Die Kinder der acht Männer sind auch heute noch als Kommunisten gebrandmarkt. Die Aufarbeitung des Vorfalls findet in Schulen kaum statt. Durch die Verstaatlichung der Schulbücher unter der amtierenden Präsidentin Park Geun-Hye, der Tocher Park Chung-Hees, besteht die Gefahr, dass der Inhyeokdang-Vorfall ganz aus den Geschichtsbüchern verschwindet. Umso wichtiger ist es, dass Zeitzeuginnen wie Dorothea Schweizer von den Ereignissen 1975 berichten und so das Unerhörte sichtbar machen. Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet auch die »April 9 Unification & Peace Foundation«, die sich in ihrer Arbeit der Aufarbeitung staatlichen Unrechts widmet. Die Stiftung wurde von den Angehörigen der Hingerichteten des Inhyeokdang-Vorfalls mit den zugesprochenen Entschädigungsgeldern gegründet, ein für Südkorea einzigartiger und vorbildlicher Ansatz.
Veranstalter
Eine Veranstaltung des Korea Verbands in Kooperation mit Werkstatt der Kulturen, unterstützt durch die 9. April Unification & Peace Foundation und Evangelische Mission in Solidarität (EMS).