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Nordkorea und die Koreanistik der Humboldt-Universität
19. Oktober 2019, 15:00 - 17:00
Die Geschichte der DDR ist zwar zu Ende, ihre enge Verbindung zum einstigen Bruderstaat Nordkorea spielt jedoch heute noch eine wichtige Rolle. In verschiedenen Konstellationen stellt sie eine der letzten Brücken zu dem immer noch isoliertesten Land der Welt und seiner Bevölkerung dar. Insbesondere die Koreanistinnen und Koreanisten der Humboldt-Universität konnten während und nach ihrem Studium für längere Zeit in Nordkorea leben und forschen, so dass sie einen unvergleichlich tiefen Einblick in die nordkoreanische Gesellschaft besitzen. Ferner konnten sie nach der Wende für längere Zeit auch nach Südkorea einreisen und als Wissenschaftler beide Gesellschaften vergleichend erleben. Bei der Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Helga Picht und Dr. Holmer Brochlos sollen diese Einblicke und das mit der Koreanistik der Humboldt-Universität eventuell verlorengegangene Potential in Erinnerung gerufen werden.
Ort: Korea Verband, Quitzowstraße 103, 10551 Berlin
Datum: Samstag, 19. Oktober 2019 um 15 Uhr
Helga Picht
1934 geboren, machte 1959 ihren Abschluss in koreanischer und in japanischer Literatur. In den 1950er und 60er Jahren hatte sie mehrere Studienaufenthalte in Pyongyang. Sie forschte über die Verbreitung von Karl Marx und W.I. Lenin in Nordkorea und befasste sich mit der Juche-Ideologie. Helga Picht dolmetschte auf höchster Regierungsebene der DDR und Nordkoreas u.a. zwischen Erich Honecker und KIM Il-Sung. Von 1980-1990 leitete sie die koreanistische Abteilung und von 1990-1992 war sie Direktorin der Koreanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie seit 1986 die erste weibliche Koreanistik-Professorin wurde. Seit 1992 übersetzt sie koreanische Literatur u.a. den Roman »Land« (Toji) von PAK Kyongni mit HAN Nataly Jung-Hwa, der bisher in 4 Bänden erschienen ist. Momentan setzt sie ihre Übersetzungsarbeit an dem 21 bändigen Romanzyklus von fort. 2019 wurde ihr der Mirok Li Preis der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft verliehen.
Holmer Brochlos
Nach seinem Studium 1976 – 1981 in der Fachrichtung Sprachmittler Koreanisch/Englisch an der Berliner Humboldt-Universität und einem Teilauslandsstudium 1978 – 1980 an der Kim-Il-Sung-Universität in Pyongyang arbeitete er 1987 – 1988 am Fremdsprachenverlag in Pyongyang, danach an mehreren deutschen und südkoreanischen Universitäten. 2004 – 2008 leitete er kommissarisch die Koreastudien an der FU Berlin, wo er noch heute Dozent ist. Zudem ist er als Übersetzer aus dem Koreanischen tätig.
Berlin – Fenster zu Nordkorea
Die Podiumsdiskussion ist Teil der Veranstaltungsreihe „Berlin – Fenster zu Nordkorea“, die 30 Jahre nach dem Fall der Mauer die besondere Verbindung zwischen der DDR und Nordkorea historisch beleuchtet. Ostberlins besondere Rolle durch die Transitmöglichkeit in den Westen aber auch nach Nordkorea, die Existenz der nordkoreanischen Botschaft und die Koreanistik an der Humboldt-Universität wurden bisher wenig erforscht.
Südkoreaner*innen nutzten den Zugang zur nordkoreanischen Botschaft und reisten nach Nordkorea, um ihren Wunsch nach der Wiedervereinigung durch den Dialog mit Nordkorea zu realisieren. Willy Brandts Entspannungspolitik machte letzten Endes nicht nur die Mauer zwischen Ost- und Westberlin durchlässig, sondern auch den eisernen Vorhang zwischen Nord- und Südkorea. In zwei weiteren Veranstaltungen: „Die Ostberliner Affäre 1967 – Entführung von 17 Intellektuellen aus Deutschland nach Südkorea“ und „1989 – Zu Fuß durch Panmunjom“ werden die weitreichenden Konsequenzen der Durchlässigkeit der Mauer auf das Leben von Koreaner*innen in Berlin und Deutschland noch genauer unter die Lupe genommen.
Veranstalter: Korea Verband
Gefördert durch die Landeszentrale für Politische Bildung Berlin
Das Titelbild zeigt die U-Bahn in Pyongyang und stammt von ©owtravel_