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Solidaritätskundgebung zur 1600. Mittwochsdemonstration in Seoul
14. Juni 2023, 19:30 - 20:30
Solidaritätskundgebung mit dem Singkreis „Mokkoji“ an der Berliner Friedensstatue
Wann: Mittwoch, 14. Juni um 19:30 Uhr
Wo: An der Friedensstatue, Ecke Birkenstraße / Bremer Straße
Die Regierung des südkoreanischen Präsidenten Yoon Seok-yeol hat die Wiedereinführung der „Pendeldiplomatie“ als neue diplomatische Strategie gegenüber Japan vorgelegt und innerhalb von zwei Monaten zwischen März und Mai drei Gipfeltreffen mit dem japanischen Premierminister abgehalten. Die „Pendeldiplomatie“, ein Begriff, der sich auf regelmäßige gegenseitige Besuche von Staats- und Regierungschefs zwischen Japan und Südkorea bezieht, wurde im Oktober 2011 nach einer zwölfjährigen Unterbrechung im Anschluss an einen Besuch des damaligen japanischen Premierministers Yoshihiko Noda wiederaufgenommen.
Nach dem Treffen im März in Tokio, das von der Opposition scharf als „Omelettereis-Diplomatie“ kritisiert wurde, und dem Treffen in Seoul im Mai, bei dem man sich darauf einigte, die Sicherheitszusammenarbeit im Zuge des nordkoreanischen Atomprogramms zu verstärken und ein südkoreanisches Team zur Inspektion des kontaminierten Wassers am Kernkraftwerk Fukushima Daiichi zu entsenden, kam die große Frage in Südkorea auf, ob Kishida Reue für die vergangene Kolonisierung Koreas und Zwangsarbeit und eine Entschuldigung direkt aussprechen würde. Die von Präsident Yoon während des Treffen im März vorgeschlagene „Entschädigung durch Dritte“, bei der südkoreanische Unternehmen die Verantwortung für die Kompensation der Opfer von Zwangsarbeit anstelle der japanischen Firmen übernehmen würden, wurde weithin als „Selbstentschädigung“ und „Demütigungsdiplomatie“ verurteilt. Dies führte zu der Frage, wie aufrichtig sich Japan bei den Gesprächen in Seoul im Mai entschuldigen und Reue zeigen wird.
Kishida wiederholte jedoch nur die Position der vorherigen japanischen Regierung, indem er erklärte, dass sie „“die Positionen früherer Kabinette zur historischen Anerkennung in vollem Umfang übernimmt, einschließlich der Gemeinsamen Erklärung Japans und Koreas vom Oktober 1998″“. Außerdem äußerte er vage persönliche Gefühle von „persönlichem Herzschmerz“ für diejenigen, welche die „schwierigen und traurigen Erfahrungen“ gemacht hatten, während er die Ursachen und Täter allerdings verschleierte. Etwa zur gleichen Zeit sagte Yoon in einem Interview mit der Washington Post, er könne „“die Idee nicht akzeptieren, dass Japan wegen seiner Geschichte vor 100 Jahren auf die Knie gehen sollte““, was eine weitere öffentliche Kontroverse auslöste.
Jüngst wurde der G7-Gipfel, auf dem die Staats- und Regierungschefs das Friedensmuseum und die Gedenkstätte der symbolträchtigen Stadt Hiroshima besuchten, als ein Treffen bewertet, bei dem die Tatsache, dass Japan, wie es in der Vergangenheit schon oft betonte, auch ein Opfer der Atombombe war, internationale Anerkennung fand. Einige Kritiker haben jedoch die Frage gestellt, ob Japan das Recht hat, seine Opferrolle hervorzuheben. Dies liegt daran, dass die japanische Regierung die eigene Verantwortung für den Atombombenabwurf auf Hiroshima und die große Zahl der hierbei getöteten Koreanerinnen nicht vollständig anerkannt hat. Hiroshima wurde im Zuge des chinesisch-japanischen Kriegs als Militärstützpunkt genutzt, wo viele Koreaner*innen zur Arbeit gezwungen wurden.
Auch das Problem der „Trostfrauen“ des japanischen Militärs, also die systematische sexualisierte Gewalt gegen Mädchen und Frauen während des Zweiten Weltkriegs, ist nach wie vor ungelöst. Doch die Bewegung zur Aufklärung über die sexuelle Sklaverei durch das japanische Militär, die Anfang 1992 begann, ist inzwischen über 30 Jahre alt und hat sich zu einer beispiellosen weltweiten Frauenbewegung entwickelt. Zum Beispiel finden seit mehreren Jahren in großen Städten weltweit jeden Mittwoch Demonstrationen in Solidarität mit der koreanischen Mittwochsdemonstration statt: Die Kasseler Demonstration zur Rückforderung der Friedensstatue, die von der Uni-Kassel überraschend entfernt wurde, findet jeden Mittwoch statt, ebenso auch schon die 61. Mittwochsdemonstration in Tokio, die 201. Demonstration in Osaka und weitere wie u.A. in Hiroshima, Kyoto, Hokkaido und Kobe. Vor der Friedensstatue in Berlin findet am Mittwoch dem 14. Juni in Solidarität mit der 1600. Mittwochsdemonstration in Korea eine besondere Versammlung statt: Singkreis „Mokkoji“ – Singen für den Frieden.
Am 2. Mai verstarb eine der koreanischen „Halmoni“ (Großmutter) und am 10. Mai verstarb die letzte taiwanesische „Halmoni“ im Alter von 92 Jahren – beide waren Überlebende der sexuellen Sklaverei des japanischen Militärs. Während mehrerer Regimewechsel und einer launenhaften Diplomatie zwischen Japan und Südkorea haben sich die Opfer zu Menschenrechtsaktivist*innen ermächtigt. All unsere unermüdliche Solidarität hat viele Menschen zum Nachdenken gebracht. So formierte sich eine weltweite Solidaritätsbewegung, die weiter wachsen wird. Unsere Forderungen sind klar und seit 30 Jahren dieselben. Wir fordern, dass die japanische Regierung ihre Kriegsverbrechen anerkennt, die Wahrheit aufarbeitet und den Opfern eine aufrichtige amtliche Entschuldigung und gesetzliche Reparationszahlungen zukommen lässt. Bitte schließen Sie sich uns bei der Berliner Mittwochsdemonstration an. Gemeinsam werden wir Gerechtigkeit und Wiedergutmachung fordern und für den Frieden singen!
Berliner Solidaritätskundgebung zur 1600. Mittwochsdemonstration mit dem Singkreis „Mokkoji“